Declan Clarkes filmische Arbeiten sind präzise getaktete Studien über die Zeitgeschichte und eine deutsch-irische Verquickung, ironisch-lakonisch inszeniert .
Declan Clarke Filmemacher und Künstler, wurde 1974 in Dublin, Irland, geboren. Er lebt in Berlin und Dublin. Seine Filme werden in Galerien und auf einschlägigen internationalen Festivals gezeigt, u.a. beim FIDMarseille , dem Villa Medici Film Festival, Rom, dem Punto da Vista IDFF in Navarra, dem Beldocs, Belgrad, beim Tromsø Intl. Film Festival, dem St. Petersburg Intl. Science Film Festival und dem New York Underground Film Festival.
We Are Not Like Them
Geist Trilogy (Part 1&2)
IE/DE 2013 45 min | 16 mm (digital) | ohne Ton
Vier verschiedene Schauplätze in Europa laden zu einer stillen Betrachtung der Orte ein, wie sie zum Zeitpunkt der Dreharbeiten im Jahr 2013 waren. Der Film verwendet die Tropen des Dokumentarfilms des frühen 20. Jahrhunderts und des Spionagefilms aus der Mitte des Jahrhunderts, um diese Orte zu kontextualisieren. In der Reihenfolge ihres Erscheinens sind dies die ehemaligen Werften Wallsend und Walker in Newcastle Upon Tyne; Eisenhüttenstadt, eine Stadt an der Ostgrenze Deutschlands, Nowa Huta, eine Stadt am Rande von Krakau in Polen, und die Groupe Scolaire L’Octobre – eine Grundschule im Pariser Stadtteil Alfortville.
The Most Cruel of All Goddesses
Geist Trilogy (Part 1&2)
IE/DE 2015 60 min | 16 mm (digital) | Deutsch, Englisch
Porträt des Lebens des deutschen Philosophen Friedrich Engels als Kulisse für einen Noir-/Spionagefilm, der einen ungenannten Agenten auf einer nicht näher bezeichneten Mission begleitet. Der Film reflektiert die Geschichte und Entwicklung der europäischen linken politischen Bewegung und ihre Bedeutung für die Region Manchester, insbesondere Salford, wo die gesellschaftspolitischen Grundlagen des 21. Jahrhunderts gelegt wurden. Auch in Wuppertal und München, unter anderem auf dem Oktoberfest, gedreht, verbindet der Film die industrielle Entwicklung des Vereinigten Königreichs und Deutschlands mit den politischen Umwälzungen, die der beispiellose Wandel in beiden Ländern und später auf der ganzen Welt auslöste.
Group Portrait with Explosives
His Story
IE/DE 2013 42 min | 16 mm (digital) | Englisch
Das ehemalige Land der Tschechoslowakei und South Armagh in Nordirland. Brünn ist eine Industriestadt, die für ihre außergewöhnlichen und zahlreichen Beispiele strukturalistischer und brutalistischer Architektur bekannt ist, die zwischen 1918 und 1989 mit den Gewinnen aus den Industrieexporten errichtet wurden. South Armagh wurde durch seinen gewaltsamen Widerstand gegen die britische Präsenz in Nordirland berüchtigt. Heute ist es eine der am stärksten überwachten Gegenden der Welt.
Saturn and Beyond
His Story
IE/DE 2021 60 min | 16 mm, 35mm, Dia, DV (digital) | Englisch
Der Film beleuchtet, wie die Entwicklung der Telekommunikation und des Flugverkehrs schließlich zur Erforschung des Sonnensystems führte und den Wunsch der Menschheit weckte, Signale in die entferntesten Regionen des bekannten Universums zu senden. Insbesondere geht es um unsere Beziehung zu Saturn, dem am weitesten entfernten Planeten im Sonnensystem, der für das menschliche Auge sichtbar ist. Und was hat die Alzheimersche Krankheit damit zu tun? Oder: Die wiederkehrende Veralterung jeder neuen Phase der Rundfunktechnologie.
Meine Filme sind Improvisationen, wie zum Beispiel diese: Eine Wasserstoff-Explosion in der Nevadawüste brachte die 130 km entfernten Häuser in Las Vegas zum Schwanken. In einem Atomkraftwerk ist ein Mensch gestorben und ein anderer lebensgefährlich verletzt worden. Aus Freude an meiner Schuldlosigkeit reiße ich meine misstrauisch gewordenen Vorhänge ab und werfe sie zum Fenster hinaus, weil ich mir sage, Packpapier ist billiger und seriöser, weil es nicht ernst genommen wird. Jetzt steht fest: Für unser Land sind die ärgsten Gefahren der weltweiten Rezession gebannt! Zwei Tote bei Explosion auf dem Flughafen von Tel Aviv. Es könnte wieder ein neuer Krieg entstehen, um den historischen Rhythmus einzuhalten. 10 Sekunden Spot 100 Mal wiederholt ergibt eine glasklare Analyse des Zustandes ohne Zutaten nach moderner Art, jedermann ansprechend. Wir leben in einer Welt der Schlangen und Eichhörnchen auf sonnigen Südhalden karg bewachsen mit sehr viel Nussstauden und Abgründen. Das existenzielle Erlebnis der Absurdität als Provokation menschlicher Phantasie und als Realität ergibt eine Schizophrenie eindeutiger als das Urteil von Franz Kafka. Die Realität wurde von sämtlichen noch so extremen Darstellungen weit übertroffen. Er warf sich um 17:55 Uhr vor den Wiener Walzer und war sofort tot. Völkermord im Stillen. Warnung: hier wird nicht mehr geschrieben, schreiben verboten. Einfach verrückt unsagbar, was soll ich tun. Peider A. Defilla, 1976
Peider A. Defilla Geb. 1954 in Zürich, aufgewachsen im Engadin, Matura in Vaduz. Musikstudium (Orgel, Violine, Komposition) in der Schweiz. Studium an der Akademie der Bildenden Künste München (Malerei & Objektkunst) sowie an der Universität München (Philosophie, Theaterwissenschaft, Phonetik und sprachliche Kommunikation) 1987 Gründung von B.O.A. Videofilmkunst. Teilnahme seiner Filme und Kompositionen u.a. bei Solothurner Filmtage, EXPRMNTL 5, Filmfestspiele Leipzig, Biennale Berlin, musica viva, Dokumentarfilmfestival München, Donaueschinger Musiktage
Filme der 70er (Auswahl) et exspecto resurrectionem mortuorum 1974 CO-INCIDENCE, PHANTASMA 1975 | Rauchen und Hantieren mit offenem Licht und Feuer verboten 1977 | Visual structure no. 1 1978 | Test-signale 1980
et exspecto resurrectionem mortuorum
1974 | 16mm 18 min | Eröffnungsbeitrag der Solothurner Filmtage
Essay über einen Text von Karl Jaspers: „Man fragt, ob nicht das Spezifische unserer Daseinsordnung die größte Gefahr sei, ob in ihr eine Menschenvermehrung möglich ist, welche jedem Einzelnen den Raum so weit verengt, dass schließlich das Menschsein in der Masse geistig erstickt, oder ob eine negative Auslese möglich ist, die zu einer fortschreitenden Verschlechterung führt und am Ende aus biologischen Gründen nur eine arbeitsame, im technischen Apparat noch eine Weile funktionierende Menschenart übriglässt. Es wäre möglich, dass der Mensch an den Mitteln zugrunde geht, die er sich zu seinem Dasein schafft.“ Karl Jaspers in „Die geistige Situation der Zeit“ aus dem Jahr 1931.
Hommage à Giovanni Segantini
1975 | 16mm 5 min | stumm
Maler, lebte von 1858 bis 1899, und arbeitete zuletzt in seiner Berghütte über Pontresina in der Schweiz, wo er an einer Blinddarmentzündung verstarb. Heute würde ihn ein Hubschrauber ins Krankenhaus fliegen und wer weiss, was er alles noch gemalt hätte.
Ulmer Münster und Eiffelturm Paris
1976 | Super8 5 min
Zwei Wahrzeichen: Der Ulmer Münster und der Eiffelturm von Paris.
Videostudien aus Knokke-Heist
1976 | Super8 22 min | stumm
Die Filme wurden realisiert mit Hilfe eines analogen Video-Synthesizers, der mir während des EXPRMTL 5-Festivals zur Verfügung gestellt wurde. Der Video-Synthesizer ermöglichte sowohl Verfremdungen von Kamerabildern als auch die Erzeugung komplett synthetischer Formen und Farben, die mittels verschiedener Modulatoren bewegt werden konnten. Besonders reizvoll waren die Farb-Übersteuerungen, die ein buntes Spektrum an Film-sequenzen hervorbrachten. Weil der Video-Synthesizer keine Möglichkeit der Aufzeichnung bot, habe ich die Video-Sequenzen mit der Super8-Kamera direkt vom Monitor abgefilmt.
Öfter mal was Neues, oder TV-Structure
1977 | Video 20 min
Netterweise wird der Film am Wahltag gezeigt, es ist mein erstes Video, schwarz-weiß, bestehend aus TV-Aufzeichnungen und dazu gehörigen Kommentaren.
Erinnern wir uns an das Jahr 2022. Kaum war die Pandemie so einigermaßen überstanden, kaum war die Berlinale vorbei, kaum sollte der Frühling anbrechen, begann am 21. Februar 2022 der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Länder der EU und auch Filmhochschulen und Festivals schufen Sonder-programme für die Menschen und das Filmschaffen aus der Ukraine. Ein Bewusstsein bildete sich: die Aufmerksamkeit auf die Problematiken der Postsowjetischen Zeit zu lenken. Im Zuge der Solidarisierung mit der Ukraine unter dem Hashtag #StayWithUkraine formierten sich Podien, Länderschwerpunkte und Spendenaktionen. Die Kurzlebigkeit unserer Zeit jedoch bringt es mit sich, dass die Aufmerksamkeit nun nachlässt. Sonderprogramme für ukrainische Studierende sind beendet, Podien widmen sich wieder anderen Themen. UNDERDOX, das 2022 das von Mila Zhluktenko kuratierte Ukraine-Programm „Babylon’13” zeigte, will das Land und die jungen Menschen, die im Krieg aufwachsen, nicht vergessen. Auch im zweiten Jahr des russischen Angriffskrieges widmen wir unseren Länderschwerpunkt daher der Ukraine. „Over the Abyss” ist ein Programm aus fünf Kurzfilmen, die von jungen ukrainischen Filmemachern in den Jahren 2020-21 gedreht wurden. Das Programm wurde von Oleksandr Hoisan vom Ivano-Frankivsk International Short Film Festival 4:3 zusammengestellt. Das Festival konzentriert sich auf die Nische des 4:3-Formats, das jüngst bei Newcomern und jungen Filmschaffenden beliebt geworden ist. Gegründet wurde I-FISFF 4:3 im Jahr 2021, in der kurzen Atempause zwischen Corona und Krieg. Alle ausgewählten Filme nahmen am nationalen Wettbewerb des Festivals 2022 teil. Dabei ist auch der Gewinner der ersten Festivalausgabe. „Over the Abyss” erzählt so auch weniger von Krieg und nationaler Identität als vom Heranwachsen unter Extrembedingungen, aber auch vom Suchen und Finden der Jugend. Im Zentrum steht das künstlerische Filmschaffen, die Lust am Erzählen und an dem besonderen Format. Die Ukraine präsentiert sich hier als junge, erwachende Filmnation. samstag 07 okt 17:30 werkstattkino | zu gast: Oleksandr Hoisan
New City of Friends
Yarema Malashchuk, Roman Himey UA 2021 | 10 min
Dieser Kurzfilm ist zugleich eine Videoperformance, die das moderne Kolomyia zeigt, wo der Kult um Österreich-Ungarn mit der postsowjetischen Realität koexistiert: Der Bauträger stellt ein Team von Bauarbeitern ein, die mit Sparsamkeit ein Team von Bauarbeitern, die Stein für Stein alte und unbewohnbare Immobilien abbauen. In der Zwischenzeit laden die Künstler den fünfzehnjährigen Maksym ein, eine Wanderroute durch Kolomyia zu zeichnen: Durch die Erzählungen des Guides verwandelt sich der Stadtplan in ein vielschichtiges historisches Palimpsest, in dem sich sowjetische Namen mit moderner urbaner Folklore und traditioneller westukrainischer Frömmigkeit vermischen und „Hundepfade“ durch offizielle Intonation manifestiert werden.
The Diaper Cake
Anastasiia Babenko UA 2021 | 17 min
Lena und Vitia, beide Anfang 20, sind zwei Kinder, die jetzt selbst ein Kind haben. Im Krankenhauszimmer nach der Geburt, gleich einer Vorhölle, besteht ihr erstes gemeinsames Projekt darin, ihren Sohn zum Füttern zu wecken. Während die frischgebackenen Eltern immer wieder scheitern, setzen sie sich mit den unumkehrbaren Veränderungen in ihrem Leben und im Umgang miteinander auseinander. Die Windeltorte liegt wie eine Zeitbombe schweigend im Raum.
Leopolis Night
Nikon Romanchenko UA 2021 | 26 min Award National Competition 2021
Polia, Solomiia und Mariia spielen im örtlichen Theater. Nach dem Spektakel treffen sie einen Mann und gehen gemeinsam durch die nächtliche Stadt. Polia scheint sich in ihn zu verlieben. Am nächsten Morgen verlässt er die Stadt und sie werden sich nicht wiedersehen.
Well, You Are a Fool Lisa
Oleksandra Konoplia UA 2021 | 21 min
Lisa lebt mit ihrer Mutter, einer gleichgültigen Schwester und einem dummen Hund zusammen. Sie glaubt fest daran, dass sie sich in Vadik verlieben kann und stellt sich ihre Beziehung im Geiste der Filme der 2000er Jahre vor. Nachdem sie eine Einladung zu einer Party von Vadik erhalten hat, beschließt Lisa unter der sorgfältigen Anleitung ihrer Freunde, ihr Ziel zu erreichen und den Mann ihrer Träume zu treffen.
Phase
Mykola Zaseyev UA 2020 | 20 min
Der 10-jährige Junge Yaryk verbringt die letzten Tage der Sommerferien mit seiner Mutter auf dem Land. Beim Spielen im Wald sehen Yaryk und sein Freund Ihor eine junge Frau mit einem Mann, nehmen ihre Zweisamkeit aber unterschiedlich wahr: Ihor glaubt, dass sie miteinander schlafen, während Yaryk sicher ist, dass die Frau von dem Mann erwürgt wurde. Yaryk untersucht den möglichen Mord, während er die Landschaft und seinen Weg zu seiner Mutter erkundet, die in tiefer Trauer um ihren im Krieg im Osten der Ukraine gefallenen Mann ist.
Daniel Kötter DE/AM 2023 | 96 min | Armenisch, OmeU | Deutsche Premiere
Was ist, wenn ein Krieg chronisch und unsichtbar wird? Wenn er sich in die Erde und die epische Landschaft zurückzieht? Eine Spurensuche der geopolitischen Verwerfungen entlang der seit dem Bergkarabach-Krieg 2020 neu entstandenen Trennlinien zwischen Aserbaidschan und Armenien. Tiere kennen keine Grenze, sagt einmal der Schäfer – seine Schafsherde wird zum ganz natürlichen Symbol des Widerstands gegen den Krieg.
„Ich gehe auf eine Reise und nehme mit… die Rippe eines Elefanten, einen Staubwedel, acht Schmetterlinge, ein Seil aus duftenden Wurzeln… und 150 Meter belichtetes, unentwickeltes Filmmaterial…“ – 1911 wurde Armand Hutereau beauftragt, aus dem Kongo 8000 repräsentative Objekte ins Königliche Museum für Belgisch-Kongo in Brüssel zu entsenden. Die belgische Kolonialgeschichte als ernstzunehmendes Kinderspiel.
Daniel Kötter DE/CD 2021 | 52 min | Deutsch, Englisch, OmeU
Coltan-Abbau in Süd-Kivu im Kongo. Der 360°-Dokumentarfilm versetzt einen direkt an den Ort einer extraktivistischen Manufaktur und dokumentiert die Auswirkungen auf die Natur, die Arbeiter und vor allem auch auf die Frauen, die aus dem Off von ihrem Leben auf der Mine erzählen. Der VR-Film ist eine packende und verblüffende Illusion, der man sich kaum entziehen kann.
Philip Sotnychenko UA 2023 | 100 min Ukrainisch, OmeU | Preis der Fipresci Rotterdam
Die Ukraine ist 1996 seit fünf Jahren unabhängig. Im Zentrum des Films: ein Video, das eine brutale Verhaftung dokumentiert und nach der kriminalhaften Rekonstruktion der Ereignisse verlangt. Ein immer noch seltener Blick auf die postsowjetische Ära.
Martha Mechow AT, DE 2023 | 100 min | Deutsch, OmeU
Flippa auf der Suche nach ihrer Schwester Furia: Reimend, monologisierend, aus Literatur und Tagebuch rezitierend, lässt sie sich in dem skurrilen und experimentierfreudigen Roadmovie durch Italien und diverse Liebesgeschichten treiben.
Tour de Force des Affenmanns durch eine dystopische Unterwelt infernalischer Obszönitäten und perfider Gewaltorgien. Radikaler Low-Budget-Horror in schönstem Schwarzweiß, der den Stummfilm feiert und das Abjekte ohne Umschweife inszeniert.
In Jean Vigos bahnbrechendem „L’Atalante” (1934) über einen Lastenkahn auf der Seine gibt es zahlreiche Szenen, in denen Katzen eine nicht unbedeutende Nebenrolle spielen. Der Maler Harald V Uccello (UX Artist in Focus 2022) hat sie in 140 Zeichnungen festgehalten. Dazu läuft Karl Heils Kurzfilm.
Fünf Kurzfilme im Academy-Format junger ukrainischer Filmemacher*innen, die 2022 am nationalen Wettbewerb des west-ukrainischen Kurzfilmfestivals „4:3“ teilnahmen. Zu sehen ist auch der Gewinnerfilm der ersten Festivalausgabe 2021.
Zu Gast: Oleksandr Hoisan (Ivano-Frankivsk Short Film Festival 4:3)
Jonás Trueba ES 2022 | Mit Itsaso Arana, Vito Sanz, Francesco Carril, Irene Escolar | 64 min | Spanisch, OmeU | Deutsche Premiere
Zwei Paare im Alter von Thirtysomething sortieren ihr Leben neu – oder auch nicht. Peter Sloterdijks „Du musst dein Leben ändern“, Bill Callahans „Let’s Move to the Country“ und Chano Domínguez‘ jazziger Flamenco begleiten sie bei der Flucht aus dem Realen.
Frédéric Jaeger DE 2022 | Mit Lisa Marie Janke, Jasper Engelhardt | 17 min | Deutsch, OmeU
Toy boy, boy toy oder doch mehr boy als toy? Levi und Sarah haben ein ungezwungenes Liebesverhältnis, das mehr, aber auch weniger als das ist. Zum Glück ist da noch die WG mit den Mitbewohnern. Mit fernen Anklängen an Ira Sachs‘ „Passages“.
Zu Gast: Frédéric Jaeger, Jasper Engelhardt (Schauspieler)
Der sprichwörtliche Zwergenaufstand auf Lanzarote wurde unter dem Eindruck der Studentenrevolte in den Jahren 1968/69 inszeniert und scheiterte grandios. Der Film steht ikonisch für das weltberühmte Credo von Werner Herzogs Filmschaffen und kann als Motto von UNDERDOX gelten. „In a way, the revolt of the dwarfs is not a real defeat, because for them it is a really good, memorable day; you can see the joy in their faces.“ (Werner Herzog)
Artemis Shaw, Prashanth Kamalakanthan USA 2023 | 78 min | Englisch, OV | Special Jury Award Rotterdam 2023
New York, eine VHS-Kamera und der Lockdown. Beste Zutaten, um aus dem eigenen Leben eine Fiktion zu machen. Der Film ist Independent und Mumblecore, mit dem wahnwitzigen Touch, sich selbst keinesfalls ernstzunehmen.
„Ein Lied für Jean Vigo in drei oder vier Farben“, nennt Karl Heil seinen von Harald V Uccello mit Bleistift gezeichneten, vereinzelt auch animierten Film. Im Zentrum: Die Katzen von „L’Atalante“, die wichtigsten Nebendarstellerinnen der Filmgeschichte.
Selma Doborac AT, DE 2023 | 130 min | Deutsch, OmeU | Caligari-Preis
Doch das Böse gibt es nicht? Folter, Massenvernichtung und Genozid sind immer noch real existierende Phänomene einer nihilistischen Kriegspraxis. Der Film webt die Untiefen der Vernichtungslust durch fiktionalisierte Täterbekenntnisse, ausgehend von realen Zeugnissen, zu einem dichten Bedeutungsnetz. Ein herausfordernder Filmsog und einer der meistdiskutierten Festivalfilme des Jahres.
Peider A. Defilla, aus der Schweiz nach München gekommen, hat in den Siebzigerjahren die Experimentalfilmkunst mit Politik verwoben. Er ließ sich dabei ebenso von der klassischen Musik wie von philosophischen, politischen und literarischen Texten inspirieren. Die Teilnahme beim legendären belgischen Festival EXPRMNTL 5 (Knokke-Heist) brachte ihm internationales Renommee. Heute realisiert er mit seiner Firma B.O.A. Videofilmkunst anspruchsvolle TV-Beiträge zu Kunst und Politik.
Group Portrait with Explosives IE/DE 2014 | 40 min | Englisch, OV Saturn and Beyond IE/DE 2021 | 60 min | Englisch
Im Leben des irischen Künstlers verknüpfen sich Familiengeschichte, Wissenschaft und Zeitgeschichte untrennbar miteinander. Die IRA, das Irish Museum of Broadcasting und Alzheimer können so wichtige Stichwörter einer Autobiographie werden.
Wang Bing CN/FR/LX/NL 2023 | 212 min | Mandarin, OmeU
In der Sweatshop-Hochburg Zhili reihen sich die Ateliers wie Legebatterien in mehrstöckigen Arbeitshäusern. Die jungen Näher*innen versuchen in ihrer Freizeit, ein wenig Jugend zu leben. Ein intensives Eintauchen in den Fast-Fashion-Turbokapitalismus.
Travis Wilkerson USA/HR 2023 | 62 min | Englisch, OV | Deutsche Premiere
Wie die Heimkehr aus dem desaströsen Vietnamkrieg zum halluzinogenen Fiebertraum über ein fragiles Vater-Sohn-Verhältnis gerät. „The bigger the fuck-up, the bigger the medal.” (Travis Wilkerson)
Das kalifornische Allensworth wurde 1908 als erste Siedlung von Afro-Amerikanern gegründet. Wie in einem Wandkalender geht Benning mit den Monaten Ansichten von Siedlungshäusern durch, die noch die bauliche Signatur der ersten Zeit haben. Nur im August schert er aus der strengen Komposition aus, ein Mädchen liest ein afroamerikanisches Gedicht. Ein weiterer Meilenstein in Bennings ganz eigener „Americana”.
Die Messe in Lagos war zur Zeit der Blockfreien Staaten die zukunftsweisende Architektonik einer politischen Utopie. Heute regnet es in die Gebäude hinein, man findet Blumen und Unkraut, einen künstlichen See und Fußballfelder. Der Film zeigt ein transhistorisches Konglomerat verschiedener Perspektiven – ein neuer Raum der Begegnung und Zusammenarbeit entsteht.
Filme von Jean-François Neplaz, Elisa Zurlo, Gee-Jun Jung, Aaron Nikolaus Sievers, Marc Scialom, Bruno Muel, Ouahib Mortada, Lo Thivolle, Raphaëlle Pauper-Borne Eintritt: 10€ | ca. 151 min
Im Filmkollektiv Film Flamme in Marseille treffen sich Filmemacher, Techniker, Historiker und internationale Gäste, um eine politisch-ästhetische Vision des Filmemachens zu realisieren. Das 16mm-Material wird im eigenen Labor entwickelt, die Anwohner des Arbeiterviertels Joliette sind in den Filmen die Darsteller ihres eigenen Lebens.
Lois Patiño ES 2023 | 113 min | Lao, Swahili, OmeU Special Jury Prize Berlinale
Die buddhistischen Tempel von Laos. Ein junger Mönch überquert jeden Tag den Fluss, um einer Frau aus einem Leitfaden für den Weg ins Jenseits vorzulesen. Als die Frau stirbt, beginnt ihr Geist eine sinnliche Reise zur Reinkarnation. Es folgt: ein einzigartiges, immersives Filmerlebnis. „Vielleicht der radikalste Film der Berlinale.” (Philipp Stadelmaier, SZ
Die ultimative Kurzfilmnacht zeigt sich experimentierfreudig, überraschend unterhaltsam und auf jeden Fall formvollendet. Ausgewählte „dok & exp“ von Gudrun Fürlinger, Narges Kalhor, Jacques Sorrentini Zibjan, Kenji Ouellet, Josef Dabernig, Billy Roisz (Foto), Sweatmother, Paula & Andreas u.a.
César Vayssié FR 2023 | 131 min | Französisch, OmeU
Berauschend poetisch-politisches Manifest, inspiriert von Federico Fellinis berühmtem Satz zu 8½ . Im Hotel Belvedere in Cerbèrean der Grenze zu Spanien inszenieren junge Schauspieler*innen ein Stück über Begehren und Fluidität, Kollektiv und Kunst.
Zum Abschluss des trilateralen Austauschprogramms „Connecting Futures” präsentieren die ‚Young People‘ ihre Lieblingsfilme und Filme, die während des Projekts entstanden sind. Darunter: Filme von Lucy Kerr, Stephanie Maier, Krsto Papić, Afsaneh Salari, Mohammadreza Farzad, Gorana Jovanović
Zu Gast: The Young People of Connecting Futures, Stephanie Maier
Wang Bing FR/USA/GB 2023 | 60 min | Mandarin, OmeU
Wang Xilin, 86 Jahre alt, ist einer der bedeutendsten modernen klassischen Komponisten Chinas, der viele Jahre in den chinesischen Erziehungslagern inhaftiert war. Im schwarzen Theaterraum präsentiert er sich nackt, als ein bis zur Seele freigelegter Körper. Ausschnitte seiner kraftvollen Sinfonien begleiten seine Erinnerungen an die Entmenschlichung der chinesischen Nation.