Meine Filme sind Improvisationen, wie zum Beispiel diese: Eine Wasserstoff-Explosion in der Nevadawüste brachte die 130 km entfernten Häuser in Las Vegas zum Schwanken. In einem Atomkraftwerk ist ein Mensch gestorben und ein anderer lebensgefährlich verletzt worden. Aus Freude an meiner Schuldlosigkeit reiße ich meine misstrauisch gewordenen Vorhänge ab und werfe sie zum Fenster hinaus, weil ich mir sage, Packpapier ist billiger und seriöser, weil es nicht ernst genommen wird. Jetzt steht fest: Für unser Land sind die ärgsten Gefahren der weltweiten Rezession gebannt! Zwei Tote bei Explosion auf dem Flughafen von Tel Aviv. Es könnte wieder ein neuer Krieg entstehen, um den historischen Rhythmus einzuhalten. 10 Sekunden Spot 100 Mal wiederholt ergibt eine glasklare Analyse des Zustandes ohne Zutaten nach moderner Art, jedermann ansprechend. Wir leben in einer Welt der Schlangen und Eichhörnchen auf sonnigen Südhalden karg bewachsen mit sehr viel Nussstauden und Abgründen. Das existenzielle Erlebnis der Absurdität als Provokation menschlicher Phantasie und als Realität ergibt eine Schizophrenie eindeutiger als das Urteil von Franz Kafka. Die Realität wurde von sämtlichen noch so extremen Darstellungen weit übertroffen. Er warf sich um 17:55 Uhr vor den Wiener Walzer und war sofort tot. Völkermord im Stillen. Warnung: hier wird nicht mehr geschrieben, schreiben verboten. Einfach verrückt unsagbar, was soll ich tun. Peider A. Defilla, 1976 |
Peider A. Defilla Geb. 1954 in Zürich, aufgewachsen im Engadin, Matura in Vaduz. Musikstudium (Orgel, Violine, Komposition) in der Schweiz. Studium an der Akademie der Bildenden Künste München (Malerei & Objektkunst) sowie an der Universität München (Philosophie, Theaterwissenschaft, Phonetik und sprachliche Kommunikation) 1987 Gründung von B.O.A. Videofilmkunst. Teilnahme seiner Filme und Kompositionen u.a. bei Solothurner Filmtage, EXPRMNTL 5,
Filmfestspiele Leipzig, Biennale Berlin, musica viva, Dokumentarfilmfestival München, Donaueschinger Musiktage
Filme der 70er (Auswahl) et exspecto resurrectionem mortuorum 1974
CO-INCIDENCE, PHANTASMA 1975 | Rauchen und Hantieren mit offenem Licht und Feuer verboten 1977 | Visual structure no. 1 1978 | Test-signale 1980
et exspecto resurrectionem mortuorum
1974 | 16mm 18 min | Eröffnungsbeitrag der Solothurner Filmtage
Essay über einen Text von Karl Jaspers:
„Man fragt, ob nicht das Spezifische unserer Daseinsordnung die größte Gefahr sei, ob in ihr eine Menschenvermehrung möglich ist, welche jedem Einzelnen den Raum so weit verengt, dass schließlich das Menschsein in der Masse geistig erstickt, oder ob eine negative Auslese möglich ist, die zu einer fortschreitenden Verschlechterung führt und am Ende aus biologischen Gründen nur eine arbeitsame, im technischen Apparat noch eine Weile funktionierende Menschenart übriglässt. Es wäre möglich, dass der Mensch an den Mitteln zugrunde geht, die er sich zu seinem Dasein schafft.“ Karl Jaspers in „Die geistige Situation der Zeit“ aus dem Jahr 1931.
Hommage à Giovanni Segantini
1975 | 16mm 5 min | stumm
Maler, lebte von 1858 bis 1899, und arbeitete zuletzt in seiner Berghütte über Pontresina in der Schweiz, wo er an einer Blinddarmentzündung verstarb. Heute würde ihn ein Hubschrauber ins Krankenhaus fliegen und wer weiss, was er alles noch gemalt hätte.
Ulmer Münster und Eiffelturm Paris
1976 | Super8 5 min
Zwei Wahrzeichen: Der Ulmer Münster und der Eiffelturm von Paris.
Videostudien aus Knokke-Heist
1976 | Super8 22 min | stumm
Die Filme wurden realisiert mit Hilfe eines analogen Video-Synthesizers, der mir während des EXPRMTL 5-Festivals zur Verfügung gestellt wurde. Der Video-Synthesizer ermöglichte sowohl Verfremdungen von Kamerabildern als auch die Erzeugung komplett synthetischer Formen und Farben, die mittels verschiedener Modulatoren bewegt werden konnten.
Besonders reizvoll waren die Farb-Übersteuerungen, die ein buntes Spektrum an Film-sequenzen hervorbrachten. Weil der Video-Synthesizer keine Möglichkeit der Aufzeichnung bot, habe ich die Video-Sequenzen mit der Super8-Kamera direkt vom Monitor abgefilmt.
Öfter mal was Neues, oder TV-Structure
1977 | Video 20 min
Netterweise wird der Film am Wahltag gezeigt, es ist mein erstes Video, schwarz-weiß, bestehend aus TV-Aufzeichnungen und dazu gehörigen Kommentaren.