„Ich mag Unfälle, sie haben etwas Poetisches. In Dingen, die nicht ganz funktionieren, steckt eine neue Sprache, denn sie offenbaren oft eine versteckte Virtuosität.“ – Oskar Alegria Wege, Umwege, Abwege. Der Baske Oskar Alegria ist ein Filmemacher in der ersten Person. Sein Ausgangspunkt ist die Wirklichkeit, in der er das Unsichtbare und Verschwundene aufzuspüren sucht. Meist schicken ihn seine Filmunternehmungen auf eine Reise, tasten sich an etwas heran, Schritt für Schritt, ohne dass man sagen könnte: an ein Objekt, ein Ziel. Auf ihrer Suche nehmen Alegrias Filme auch Umwege, oder sie kommen ganz vom Weg ab. Sie akzeptieren die Langsamkeit, das Warten und feiern die Erinnerung und das Gedächtnis, die das Verschwundene bewahren. Zweifelsohne sind seine Filme minimalistisch zu nennen. Trotzdem zeigen sie sich reich und gesättigt von der Eindrücklichkeit am Wegesrand, unter Alegrias präzisem und oft schelmischem Blick auf die Welt. Bereits 2019 hatte UNDERDOX Alegrias „Zumiriki“ im Programm, einen Film über eine im Wasser versunkene Insel aus der Kindheit des Filmemachers, Centerpiece seiner Trilogie über das Verschwundene. Als „artist in focus“ kehrt er jetzt zu UNDERDOX zurück, mit seinem ersten Film und zugleich dem ersten Teil der Trilogie, „Emak Bakia baita“ (2012) über ein nicht auffindbares Haus, dem Drehort von Man Ray im Jahr 1926. Als Eröffnungsfilm präsentiert Oskar Alegria sein jüngstes Werk „Zinzindurrunkarratz“ (2023), den Abschluss der Trilogie. Ob der verschwundene Hirtenpfad, an den sich niemand mehr zu erinnern vermag, von seinen Begleitern, der alten, schadhaften Super-8-Kamera seines Vaters und einem duldsamen Esel, aufgespürt werden kann? |
Oskar Alegria Geb. 1973 in Pamplona, Spanien. Nach seiner Ausbildung zum Journalisten arbeitet er in Madrid als Reporter für Nachrichtensender. Sein erster Kinofilm „Emak Bakia Baita” wurde auf allen namhaften internationalen Dokumentarfilmfestivals gezeigt und gewann 17 Preise. Seit 2002 schreibt er Reisereportagen für El País. Er ist Autor von „Las ciudades visibles“ („Die sichtbaren Städte“). Er unterrichtet an der Universität von Pamplona-Navarra Dokumentarfilm und audiovisuelles Drehbuch. Von 2013 – 16 war er Künstlerischer Leiter des Internationalen Filmfestivals Punto de Vista in Pamplona-Navarra.
Filme
Emak Bakia baita 2012
Gure Oroitzapenak 2018
Zumiriki 2019 (15. UX)
Zinzindurrunkarratz 2023
Zinzindurrunkarratz
Mit den Ohren sehen, mit den Augen hören – ein „walking film“ entlang eines Hirtenweges mit der alten Super-8-Kamera des Vaters, begleitet nur vom bewunderten Esel Paolo. Einer für ihn lebendigen Vergangenheit verpflichtet und weitgehend stumm, eröffnet Alegria ein neues Kapitel seiner baskischen Erkundungen von im Verschwinden begriffenen Gesten und ruralen Traditionen. Das heute teure Filmmaterial aus analogen Amateurzeiten zwingt zu poetischer, mithin schelmischer Kürze: fünf Arten, einen Hirtenstock zu halten; das Zimmer eines Pferdezüchters, der, bettlägerig, seine Tiere nur noch im Spiegel sehen kann. Im Nebel der Berge dann das ersehnte Ideal einer weißen Leinwand ohne Erinnerung. – Stephan Settele, Viennale
Oskar Alegria
ES 2023
Deutsche Premiere
89 min | Baskisch, Spanisch
Credits
B+K+S+T: Oskar Alegria | P+V: Emak Bakia Films
Emak Bakia baita (The Search for Emak Bakia)
Ausgangspunkt für den ersten Film von Oskar Alegria ist Man Rays Avantgarde-Film „Emak Bakia” („Lass mich in Ruhe“ auf Baskisch) von 1926. Ein Haus in der Nähe von Biarritz trug diesen merkwürdigen Namen, es war Drehort des Films. Das Einzige, was über das Haus heute noch bekannt ist, ist das Bild seiner Tür und seiner beiden Säulen. In den Archiven wird es nicht erwähnt, niemand erinnert sich mehr an den Ort. Alegria beschließt, sich zu Fuß auf die Suche zu machen, und bittet den Zufall und den Wind um Hilfe.
Oskar Alegria
ES 2012
84 min | Baskisch, Spanisch, Französisch
Credits
K+S+P+V: Oskar Alegria | T: Abel Hernández