What is he not? Poet, Surrealist, Anarchist, Antikolonialist, Filmemacher, Musiker, Künstler, Designer, Performer, Weltreisender. Seine Stimmungen: Rache, Unterwelt, Nekromantik, Rituale, Chaos, Transformationen, Klagelieder, happy Lamento. Liebe ist: ein Höllenhund. Seine Instrumente: Klavier, Filmmaterial, Digitalkamera, Stoffe, Objekte, Menschen. Seine Vorlieben: das Skurrile, Extravagante, Exaltierte, Brachiale, Laute, Sichtbare, Plakatierbare. This is not the artist in focus: this is not Khavn. Khavn, das ist nur vielleicht Khavn de la Cruz, Urheber der „this is not”-Filme, Anfang der 2000er Jahre als Wunderkind und unangepasster Bad Boy der philippinischen digitalen Welle auf den Festivals der Welt aufgetaucht. Er ist kompromisslos und versteht sich doch mit den Ältesten und Anerkannten der Branche. In Deutschland zeugen davon die Regie-Kooperationen mit Alexander Kluge, seine Filme mit Lilith Stangenberg, die als experimentellste deutsche Schauspielerin gelten darf, die Koproduktionen mit dem Kölner Label „Rapid Eye Movies“ und die DAAD-Residency in Berlin 2024. Mehr als fünfzig Spielfilme und über zweihundert Kurzfilme hat Khavn seit Mitte der 1990er Jahre gedreht, oft quick & dirty, direkt aus dem Ingenium hinausgeworfen in die Welt. Den Stummfilm lässt er wieder lebendig werden, begleitet ihn in zehnstündigen Klavier-Sessions, versammelt Musiker der Filmemacher-Band „The Brockas“ um sich und natürlich seinen Nachwuchs. Seine Filme stammen aus der zornigen Welt von Mondomanila, richten sich gegen das Vergessen der philippinischen Geschichte, ihrer Literatur und von José Rizal, dem Volksdichter, begehren gegen die Folgen der zuerst spanischen, dann amerikanischen Kolonialisierung auf, lecken die Wunden und bohren tief in sie hinein. Khavns Werk über ein geschundenes Land wirkt oftmals selbst geschunden wie die philippinischen Seelen, die das kräftig angestrichene Licht und Dunkel seiner Schattenbilder durchwandern. UNDERDOX zeigt das Werk von Khavn seit der ersten Stunde. Dieses Jahr ist der Meister der Verneinung eingeladen: this is not the artist in focus. |
Filme
Squatterpunk 2007 (2. UX) | Ultimo 2007 (2. UX) | Philippine Bliss 2008 (3. UX) | The Middle Mystery of Kristo Negro 2009 (4. UX) | Mondomanila 2012 (7. UX) | Simulacrum Tremendum 2016 – Alipato 2016 (11. UX) | Happy Lamento (mit A. Kluge) 2018 | Orphea (mit A. Kluge) 2020 | Love Is A Dog From Hell 2021 (17. UX) | National Anarchist: Lino Brocka 2023 | Makbetamaximus 2024 (19. UX) | Makamisa: Phantasm of Revenge 2024 (19. UX)
Makbetamaximus
Theater of Destruction: „Macbeth“ als Opus maximum für unsere chaotische, fragmentierte Zeit.
Das Königsdrama spielt in der philippinischen Gemeinde Marcos, in Khavns eigener Burroughs‘scher Interzone Mondomanila. Herausgekommen ist ein überbordendes, kakophones und unbändig feuriges Werk.
KHAVN
PH 2024
80 min | Tagalog
Credits
B: Layeta Bucoy, William Shakespeare | K: Albert Banzon, Asakazu Nakai, Christopher Doyle | S+SD: Lawrence S. Ang | M: Khavn, Caliph8, Lowkey, The Brockas | P: Kamias Overground | V: Khavn | Mit Deivid Encarnacion, Jam Binay
Makamisa: Phantasm of Revenge
Inspiriert von José Rizals unvollendetem dritten Roman. Handkoloriert, 35mm, stumm geht es um die Kolonialgeschichte des philippinischen Volkes. Der Film spielt um die surreale Wende zum 20. Jahrhundert, während des turbulenten Übergangs zwischen den spanischen und amerikanischen Kolonialmächten. Beunruhigende allegorische Bilder dekonstruieren die philippinische Geschichte und Gesellschaft durch die Linse dreier Hauptfiguren – des traurigen philippinischen Dichters Simoun Rizal, des bösen spanischen Priesters Pater Agaton Damaso und der amerikanischen Verrückten Sisa Bracken. Eine halluzinatorische Odyssee, die in sieben Tagen auf 99 Rollen abgelaufenen 35mm-Fuji-Materials gedreht und in einer Badewanne in Manila von Hand bearbeitet wurde, bevor er gefärbt und getönt wie ein später Geist aus dem frühen Kino entweicht. Mit einem Cameo-Auftritt von Regisseur Lav Diaz und einem tropisch-futuristischen Soundtrack von David Toop und Khavn & The Kontra-Kino Orchestra.
KHAVN
PH, DE 2024
73 min | stumm, Zwischentitel: Baybayin
Credits
B: Homer Novicio, Khavn, Douglas Candano | K: Albert Banzon, Jippy Pascua | S: Furan Guillermo | T: Diego Mapa, Brezel Göring | M: David Toop, Khavn | P: Kamias Overground, Rapid Eye Movies | V: Rapid Eye Movies | Mit Lilith Stangenberg, John Lloyd Cruz, Lav Diaz
This Is Not a Lost Film
KHAVN
PH 2013 – 18
ca. 20 min | Cine-Concert
B+M+P+V: Khavn | K: Albert Banzon
S: Carlo Francisco Manatad, Jason Aquino, Jet Leyco | Mit Khavn, Ian Lomongo, Robin Palmes
Der erste philippinische Stummfilm, der erste philippinische Horrorfilm und der erste philippinische Science-Fiction-Film – aus dem Imaginarium von Khavn. Cine-Concert mit der „Lost Film Trilogy“, bestehend aus „Filipiniana“ (2016), „Aswang (1933)“ (2017) und „Juan Tamad Goes to the Moon (1898)“ (2018).
Kluge‘s 5th Birthday, 1937
KHAVN
PH/DE 2022
Deutsche Premiere
3 min | Englisch
B+M: Khavn | Mit 1delacruz, Khavn
Phantasma über den fünften Geburtstag von Alexander Kluge, gesprochen aus Kindermund. Fortsetzung der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Mitbegründer des Neuen deutschen Films.