In Marseille geboren und großgeworden habe ich während meines ganzen Gymnasiums viel Austausch zwischen Marseille – Münster – Hamburg und Berlin gemacht. 2020, zwei Jahren nach meinem Abitur bin ich nach Berlin umgezogen, um Film- und Politikwissenschaft an der FU zu studieren. Heute bin ich 22 und habe mehr als die Hälfte meines Studiums an der FU im Online-Format absolviert. Jetzt bin ich am Ende meines BA und fühle den Frust, dass ich so wenig vom Campus, von den Menschen, von Festivals, vom Austausch über Filme und Politik mitbekommen habe. Das Connecting Futures Programm passt perfekt zu meinen Leidenschaften, meinen Studienfächern und meinem Drang, den Online-Space zu verlassen und wieder in echte Gespräche einzutauchen. Wie Europa politisch und kulturell gedacht wird, gestaltet meine Lebensentscheidungen. Das Gefahr der europäischen Verschlossenheit sehe ich als echte Bedrohung. Die nationale Grenzen so leicht zu überschreiten und gemeinsam über die vielfältige Bedrohungen unserer Zeit durch Filme austauschen zu können, gibt mir eine tolle Kraft!
Mich in wenigen Zeichen zu beschreiben erinnert mich daran, wie wenig ich tinder mag. Ebenso wenig wie knackig aussehende, mehlige Äpfel, nicht erforderliche cookies akzeptieren, weil der Button grün war, dass Tee immer zu heiß oder zu kalt ist, dass mein Schlüssel und Handy sich immer abwechselnd verstecken, sodass ich nie aus der Wohnung komme oder Kai Wegner. OK, Kai Wegner mag ich schon weniger als tinder. Aber eigentlich würde ich sagen, ich bin eine sehr positive Person: ich rege mich fast nie auf und liebe viele Menschen und Dinge. Aber um das zu beschreiben, reicht hier der Platz nicht. Und was verbindet mehr als sich gemeinsam über unnötige Dinge aufzuregen?
Hallo, ich heiße Paula und studiere Osteuropastudien in München. Früher wollte ich Opernsängerin werden und mit Leuten und für Leute Musik machen. Dann habe ich angefangen, mich für Film zu interessieren und habe recht schnell gemerkt: Film ist wie Musik, bloß anders. Es gibt grundlegende Techniken und Verfahren, die man lernen muss und erklären kann – danach muss man ein Gefühl dafür haben. Es lässt sich für politische Zwecke nutzen oder missbrauchen. Es kann verbinden und Grenzen überwinden, es kann neue Welten vorstellen und erklären. Bei Connecting Futures kann ich genau das lernen – wie man durch Filme Grenzen überwindet.
À Vendredi, Robinson Mitra Farahani FR/CH/IR/LB 2022| 96 min | Farsi, franz., engl. OmeU Mit Jean-Luc Godard, Ebrahim Golestan Humorvoller Wettstreit der Giganten. In Sussex erhält der iranische Schriftsteller und Filmemacher Ebrahim Golestan eine Nachricht von Jean-Luc Godard am Genfer See. 29 Freitage lang übertrumpfen sich die beiden über 90-jährigen Robinsons in einem mulitmedialen Briefwechsel. freitag 07 okt18:00 filmmuseum | Zu Gast: Fabrice Aragno
Aftersun Lluís Galter ES 2022 | 70 min | katal., dt. OmeU | Deutsche Premiere Sommer am Meer. Drei Teenager spionieren einem als Bär verkleideten Saisonarbeiter hinterher, eine Entführungsgeschichte heizt ihrer Fantasie kräftig ein. Amalgam aus dokumentarischer Erkundung, Detektivgeschichte und Märchen. montag 10 okt 18:00 theatiner
Answering the Sun Rainer Kohlberger AT 2022 | 60 min | o. Dialoge | Deutsche Premiere Verführung, Überreizung und Täuschung der Sinne. Monochrom pumpende Farbflächen. Drone-Klänge: Inszeniert wird hier nichts weniger als die Sonne selbst. Der abstrakte Langfilm bringt uns in einem psychedelischen Leinwand-Trip zu maximalen Seh-, Hör- und letztendlich auch Körpererfahrungen. samstag 8 okt 21:00 filmmuseum | Zu Gast: Rainer Kohlberger
Berlin JWD Bernhard Sallmann DE 2022 | 74 min | dt. OmeU | Deutsche Premiere „Janz weit draußen“, vor Berlin: Da gibt es die Spree-Teltow Pyramide, die Arkenberge, die Dichtervillen. Alles ist gleichermaßen spektakulär wie banal. Ein wahrer Eye Opener. montag 10 okt 17:30 werkstattkino | Zu Gast: Bernhard Sallmann
Il Buco Michelangelo Frammartino IT/FR/DE 2021 | 93 min | ital. OmeU Dokumentarisches und äußerst präzises Reenactment der Expedition in eine der tiefsten Höhlen der Welt, die 1961 im süditalienischen Pollino entdeckt wurde. Tief hinab geht es in den „buco“ , den Schlund der Erde. sonntag 9 okt 11:00 theatiner
Burial Emilija Škarnulytė LT / NO 2022 | 60 min | Litauisch, engl. OmeU | Deutsche Premiere Die Demontage des litauischen Kernkraftwerks Ignalina, unter Sowjetzeiten leistungsstärkster Nuklearreaktor der Welt, gerät zum symbolischen Begräbnis. Imaginäre Bilder erobern die technoide Welt. Eine Schlange züngelt die Schaltpulte entlang, vage Metapher für den Sündenfall, den die Menschheit an der Natur begeht. Ein Plädoyer gegen die friedliche Nutzung der Nuklearkraft, das poetisch zu schweben beginnt und zugleich politisch brisant ist. donnerstag 6 okt 19:00 | opening night
Camuflaje (Camouflage) Jonathan Perel AR 2022 | 93 min | span. OmeU Topographie des Schreckens der argentinischen Militärdiktatur. Auf dem dem Armeegelände Campos de Mayo befand sich früher mal ein Konzentrationslager, hier sind die Eltern des Autors Félix Bruzzone „verschwunden“. Joggend vermisst er die ehemals verbotene Zone wie ein die Geschichte durchlaufender und ihr davonrennender Tarkowski’scher Stalker. sonntag 9 okt 19:30 werkstattkino
Coma Bertrand Bonello FR 2022 | 80 min | franz. OmeU Mit Julia Faure, Gaspard Ulliel, Vincent Lacoste, Louis Garrel Lockdown wegen zu großer Hitze: Was Bonello als Phantasma der Corona-Erfahrung weiterspinnt, kam diesen Sommer der Realität gefährlich nahe. Hypnotisierende Mischung aus Essay, Tagebuch und Horrorvision über eine junge Frau, die auf die perfekten Netz-Auftritte der Influencerin Patricia Coma trifft. dienstag 11 okt 18:00 theatiner
Detours (Obkhodniye puti) Ekaterina Selenkina RU/NL 2021 | 73 min | russ. OmeU Die Straßen, Gebäude und Terrains Vagues von Moskau zeigen viel Plattenbau, wenig Glamour. Ein junger Mann begeht die öden Orte und versteckt Päckchen. Ein gefährlicher Job, denn allein schon Drogenbesitz wird in Russland hart bestraft. Nachdenkliche Topografie einer abstrakt gewordenen Stadt. samstag 8 okt 19:30 werkstattkino | Zu Gast: Ekaterina Selenkinaino
El Gran Movimiento Kiro Russo BO/QA/FR/CH 2021 | 85 min | span. OmeU Der Bergmann Elder reist todkrank nach La Paz in Bolivien, um gegen den Verlust seiner Arbeit zu demonstrieren. Die Stadt pfeift wie er aus dem letzten Loch. Ein Schamane und ein Wahrsager werden zu Hilfe gerufen. Eine fast fantastische Erzählung, die direkt aus den dokumentarischen Abgründen einer mystisch gefassten Welt stammt. mittwoch 12 okt 18:00 theatiner
Love Is A Dog from Hell Khavn DE / PH 2021 | 90 min | Tagalog, engl. OmeU Mit Lilith Stangenberg Hunger, Armut, Gewalt und Drogen schlagen in dieser bildgewaltigen Kakofonie der Großstadt den Akkord an, während sich Lilith Stangenberg als furiose Orphea zum Friedhof vorkämpft. Sie will ihren geliebten Eurydiko, der gerade an einer Lebensmittelvergiftung zugrunde ging, zu den Lebenden zurückholen. freitag 07 okt 21:30 werkstattkino
Magdala Damien Manivel FR 2022 | 78 min | ohne Dialog | Deutsche Premiere Mit Elsa Wolliaston Kino der Körperlichkeit und Meisterstück sinnlicher Mystik. Die Tänzerin Elsa Wolliaston („Isadoras Kinder“) hievt ihren mächtigen Körper durch einen europäischen Urwald. Mittlerweile beschwerlich gealtert, verkörpert sie die hochbetagte Maria Magdalena, eine sich in der Liebe verlierenden Gestalt der Kunstgeschichte, hier in beeindruckender physischer Präsenz noch einmal reanimiert. mittwoch 12 okt 19:30 werkstattkino
A Night of Knowing Nothing Bester Dokumentarfilm, Cannes Payal Kapadia FR/IN 2021 | 96 min | Hindi, bengal. OmeU Auf dem Campus des Film and Television Institute of India wird eine Box mit Liebebriefen gefunden. Sie bezeugen den Einbruch der hindu-nationalistischen BJP unter dem seit Mai 2014 amtierenden Premierminister Narendra Modi in das linksliberale Umfeld der Filmschule. Traumartige 16mm-Bilder, die einem fiktiven Archiv entstammen, zeigen eine wehmütig gewordenen Gesellschaft, die sich keine Sentimentalitäten mehr erlauben kann. samstag 8 okt 21:30 werkstattkino
Rampart Marko Grba Singh RS 2021 | 61 min | serb. OmeU Eine verlassene Wohnung in Belgrad. Dunkle Ecken, Winkel und Umrisse von schon lange weggeräumtem Mobiliar erwachen zu Erinnerungen an die Kindheit des Filmemachers. Alte Videoaufnahmen seines Großvaters sind das Vehikel für eine Zeitreise: Zurück in die Kindheit im Jugoslawien der späten Neunzigerjahre. Mit Familie, Gartenhäuschen, Hamster und Hund – und Artillerie am Horizont. dienstag 11 okt 19:30 werkstattkino
Tara Volker Sattel, Francesca Bertin DE/IT 2022 | 86 min | ital. OmeU | Deutsche Premiere Im apulischen Tarent dominierte die Stahlfabrik jahrzehntelang das Leben. Luftverschmutzung und Brüche im sozialen Geflecht der über 3000 Jahre alten Stadt sind die Folge. Jetzt kollidieren die Traditionen und Mythen mit dem unheilvollen Fortschrittsglauben. Aufmerksam fängt die Kamera von Volker Sattel die Kontraste und die subtilen Nuancen eines betrogenen Ortes ein, der nicht aufgibt. freitag 07 okt21:00 filmmuseum | Zu Gast: Volker Sattel, Francesca Bertin
Way Out Ahead of Us Rob Rice USA 2022 | 87 min | engl. OF Im 200-Seelen-Ort Daggett inmitten der kalifornischen Wüste hält ein Mann seine unheilbare Krankheit vor seiner Tochter geheim, die nach Los Angeles ziehen will. Ein sozialdramatischer Wurf mit dokumentarischer Grundierung, der mitten ins Herz des amerikanischen Traumes zielt. mittwoch 12 okt 21:30 werkstattkino
„Wo das Können dem Wollen folgt.“ Dantes berühmtes Bonmot ist Motto der Wiener Schule für unabhängigen Film, die die Leidenschaft für ein Thema und seine Umsetzung auf analogem Filmmaterial ins Zentrum setzt. Eine Werkschau zu den Möglichkeiten des Analogen. montag 10 okt 21:30 werkstattkino Zu Gast: Gudrun Fürlinger (Alumna), Philipp Fleischmann (Leiter der Schule)
Aralkum Deutsche Premiere | Bester Kurzfilm, Nyon Daniel Asadi Faezi, Mila Zhluktenko UZ / DE 2022 | 13 min | Kasachisch OmeU „Zuerst verschwand das Wasser, dann die Fische und später sogar die Füchse. Am Schluss blieb nur noch der Mensch. Aral“, spricht der Erzähler schließlich den See an, „wenn mich meine Kinder nach dir fragen, was kann ich ihnen sagen?“ donnerstag 06 okt 19:00 filmmuseum opening night | Zu Gast: Daniel Asadi Faezi, Mila Zhluktenko
Ballet anémic Siegfried A. Fruhauf AT 2022 | 6 min | ohne Dialoge | Deutsche Premiere In filmische Strukturen gegossene Bewegungen industrieller Fleischverarbeitungsmaschinen. Blutloses Kino. Herzschlag des Apparates. dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
Camera Test Siegfried A. Fruhauf AT 2022 | 4 min | ohne Dialoge | Deutsche Premiere Noch während das grüne Startband des 16mm-Films läuft, schwört schon der ratternde Sound auf eine Vorwärtsbewegung ein. Und in der Tat: Es geht vorwärts, es geht aber auch wieder zurück, vorbei an Hügeln, Tannen und Apfelbäumen. dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
Deus ex Machina Anssi Kasitonni FI 2021 | 4 min | fin. OmeU Die Illusion zerbricht, wenn der Betrachter die Fäden sehen kann. dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
First Time Nicolaas Schmidt DE 2021 | 50 min | ohne Dialoge A Common Sensations Music Movie. Unterwegs, Musik hören. Die Welt verändert sich. Zwei Jungen begegnen sich. montag 10 okt 19:30 werkstattkino | dok & exp short encounters Zu Gast: Marian Freistühler, Frédéric Jaeger, Nicolaas Schmidt
Die geheimnisvollen Inseln Marian Freistühler DE 2021 | 23 min | ohne Dialoge Kreuzfahrtschiffe liegen im Hamburger Hafen vor Anker. Ein junger Mann, gestrandet am Elbufer, beobachtet Paare im Sonnenuntergang. Er kauft sich ein paar Snacks und stellt sich das Leben auf der anderen Seite des Flusses vor. montag 10 okt 19:30 werkstattkino | dok & exp short encounters Zu Gast: Marian Freistühler, Frédéric Jaeger, Nicolaas Schmidt
Me and Ma and Everything and Nothing Sasha Pirker AT 2022 | 12 min | engl. OV | Deutsche Premiere Vollmondnacht, Totale. Sich jetzt der lunaren Affizierung hingeben, ohne zum Lunatic zu werden. dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
the mystery Rainer Knepperges DE 2021 | 3 min | ohne Dialoge Der Parque de la Alameda in Malaga, Spanien, ist das Zuhause des berühmten „einsamen, wackelnden Blatts“, ein faszinierendes Phänomen ohne wissenschaftliche Erklärung. dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
Sehr gepflegt und gut gelegen Lukas Marxt, Jakub Vrba AT/DE 2021 | 9 min | dt. OF Villa, Wiese, Zierbäume: 9 Minuten frontal und starr. „Papa! Du kannst jetzt auf den Balkon kommen!“ dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
El sembrador de estrellas (The Sower of the Stars) Lois Patiño ES 2022 | 25 min | Japan. OmeU Stimmen: Yumiko Teramoto, Tetsuro Mareda In der tiefen Nacht leuchtet in der Ferne die Silhouette von Tokio. Schiffe kommen über das Wasser, an Bord schlafende Menschen. Die Nacht verflüssigt sich. Der Film ist pure Ästhetik des Flüchtigen, ist ephemer, ätherisch und phantastisch. donnerstag 06 okt 19:00 filmmuseum opening night
Le Saboteur Anssi Kasitonni FI 2022 | 12 min | fin. OmeU | Deutsche Premiere Ein Ex-Saboteur will wieder aktiv werden, durchkreuzt werden seine Pläne, weil seine Tricks aufgedeckt werden. Ein Actionfilm über das Abenteuer des analogen Filmemachens – mit allen Spezialeffekten. dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
Der Sendlinger Tor Okin Cznupolowsky DE 2022 | 15 min | dt. OF | Weltpremiere Momentaufnahmen aus der Geschichte eines Münchner Stadtspaziergängers, den sie den Sendlinger Tor nennen. dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
Social Skills Henry Hills AT/BE 2021 | 12 min | ohne Dialoge | Deutsche Premiere Szenen aus dem 60 Days Workshop, den der Choreograf David Zambrano in seinem Brüsseler Kunstzentrum TIC TAC durchführte, auf 16mm-Film gebannt. dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
under the microscope Michaela Grill AT/CA 2021 | 7 min | ohne Dialoge Die furiose Remontage von Wissenschaftsfilmen aus den 1920er erliegt augenblicklich dem Faszinosum: Ihr Wert als Bildungsgut war nie zu lösen von ihrem ästhetischen Reiz als pures Kinospektakel. dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
Unterwegs im Namen der Kaiserin – Prequel Jovana Reisinger DE 2022 | 17 min | dt. OmeU Karlheinz, Magda Gustav und Romy sind auf der Suche nach dem Jungbrunnen. Werden sie für immer jung bleiben? dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
Ununterbrochen reden Frédéric Jaeger DE 2021 | 13 min | dt. OmeU Martin und seine kleine Tochter sollen jetzt eigentlich die Mutter treffen, die aber vergnügt sich lieber mit Freunden am Steg, als gäbe es kein Morgen. montag 10 okt 19:30 werkstattkino | dok & exp short encounters Zu Gast: Marian Freistühler, Frédéric Jaeger, Nicolaas Schmidt
*WOMEN (Nico) Karin Fisslthaler AT 2021 | 3 min | ohne Dialoge Hommage an die Ikone, die ihr Image zerlegt und es in audiovisuellen Körpercollagen wieder zusammensetzt. Ein spannender Remix, ein Porträt in ständiger Verwandlung. dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
*WOMEN (VALIE) Karin Fisslthaler AT 2021 | 7 min | ohne Dialoge Langzeit-Tribut für Valie Export, Pionierin feministischer Aktionskunst und Ikone in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. dienstag 11 okt 21:00 werkstattkino | dok & exp long night short
El sembrador de estrellas (The Sower of the Stars) Lois Patiño | ES 2022 | 25 min | japan. OmeU Stimmen: Yumiko Teramoto, Tetsuro Mareda In der tiefen Nacht leuchtet in der Ferne die Silhouette von Tokio. Schiffe kommen über das Wasser, an Bord schlafende Menschen. Die Nacht verflüssigt sich. Der Film ist pure Ästhetik des Flüchtigen, ist ephemer, ätherisch und phantastisch.
Burial | Deutsche Premiere Emilija Škarnulytė LT / NO 2022 | 60 min | Litauisch, engl. OmeU Die Demontage des litauischen Kernkraftwerks Ignalina, unter Sowjetzeiten leistungsstärkster Nuklearreaktor der Welt, gerät zum symbolischen Begräbnis. Imaginäre Bilder erobern die technoide Welt. Eine Schlange züngelt die Schaltpulte entlang, vage Metapher für den Sündenfall, den die Menschheit an der Natur begeht. Ein Plädoyer gegen die friedliche Nutzung der Nuklearkraft, das poetisch zu schweben beginnt und zugleich politisch brisant ist.
Aralkum | Deutsche Premiere Daniel Asadi Faezi, Mila Zhluktenko UZ / DE 2022 | 13 min | Kasachisch OmeU „Zuerst verschwand das Wasser, dann die Fische und später sogar die Füchse. Am Schluss blieb nur noch der Mensch. Aral“, spricht der Erzähler schließlich den See an, „wenn mich meine Kinder nach dir fragen, was kann ich ihnen sagen?“ Zu Gast: Daniel Asadi Faezi, Mila Zhluktenko
Anschließend Pop-up-Empfang auf dem St.-Jakobs-Platz
freitag 07 okt
17:30 werkstattkino munich vibrations 01
Uraufführung
Ciné Maudit Séance Groupe Maudit DE 2022 | 102 min | dt. OF Werkschau der in München aktiven Underground-Künstlergruppe Groupe Maudit. „Maudit“ ist laut Duden: „hassens- und verachtenswert, scheußlich, entsetzlich, unaussteh- und widerlich, grauenhaft, teuflisch, armselig, verdammt, stürmisch, verboten, abgestürzt, räudig und getrieben.“ Aber auch „unantastbar und verführerisch.“ Vor allem aber unberechenbar! Zu Gast: Groupe Maudit
À Vendredi, Robinson Mitra Farahani FR/CH/IR/LB 2022| 96 min | Farsi, franz., engl. OmeU Mit Jean-Luc Godard, Ebrahim Golestan Humorvoller Wettstreit der Giganten. In Sussex erhält der iranische Schriftsteller und Filmemacher Ebrahim Golestan eine Nachricht von Jean-Luc Godard am Genfer See. 29 Freitage lang übertrumpfen sich die beiden über 90-jährigen Robinsons in einem mulitmedialen Briefwechsel. Zu Gast: Fabrice Aragno
19:30 werkstattkino
Länderfokus
Ukraine – Babylon‘13 Eintritt 10€ | Einnahmen gehen an Babylon’13 Seit der „Revolution of Dignity“ auf dem Maidan-Platz erstellt das ukrainische Dokumentarfilmkollektiv Babylon’13 aktivistische und essayistische Filme für den zivilen Kampf für Demokratie. Das Kurzfilmprogramm legt als Mosaik aus „Filmsplittern“ multiperspektivisch Zeugenschaft von einer zerbrochenen Welt ab. Zu Gast: Mila Zhluktenko
Tara| Deutsche Premiere Volker Sattel, Francesca Bertin DE/IT 2022 | 86 min | ital. OmeU Im apulischen Tarent dominierte die Stahlfabrik jahrzehntelang das Leben. Luftverschmutzung und Brüche im sozialen Geflecht der über 3000 Jahre alten Stadt sind die Folge. Jetzt kollidieren die Traditionen und Mythen mit dem unheilvollen Fortschrittsglauben. Aufmerksam fängt die Kamera von Volker Sattel die Kontraste und die subtilen Nuancen eines betrogenen Ortes ein, der nicht aufgibt. Zu Gast: Volker Sattel, Francesca Bertin
Love Is A Dog from Hell Khavn DE / PH 2021 | 90 min | Tagalog, engl. OmeU Mit Lilith Stangenberg Hunger, Armut, Gewalt und Drogen schlagen in dieser bildgewaltigen Kakofonie der Großstadt den Akkord an, während sich Lilith Stangenberg als furiose Orphea zum Friedhof vorkämpft. Sie will ihren geliebten Eurydiko, der gerade an einer Lebensmittelvergiftung zugrunde ging, zu den Lebenden zurückholen.
Harald Vogl Die „New York Trilogie“, Prolog & Part I Dear Jimmy USA 1978 | 63 min | engl. OF | digital von Super-8 Filmprojekt in der New Yorker Post-Punk-Szene, in dem sich die Mudd-Club-Begründerin Anya Phillips weigert, als Anna Karina in einem weiteren Godard-Remake aufzutreten. Klassiker des No Wave! Only You USA 1981 | 69 Min | engl. OF | digital von Super-8 Mit Jim Jarmusch, Gary Indiana, Earl Garett Jr., Raoul Mignuchi u.a. Murder Mystery, in dem die Genreelemente nur Vorwand für eine Reihe eindringlicher, latent homo-erotischer Begegnungen sind. Zu Gast: Harald Vogl
Detours (Obkhodniye puti) Ekaterina Selenkina RU/NL 2021 | 73 min | russ. OmeU Die Straßen, Gebäude und Terrains Vagues von Moskau zeigen viel Plattenbau, wenig Glamour. Ein junger Mann begeht die öden Orte und versteckt Päckchen. Ein gefährlicher Job, denn allein schon Drogenbesitz wird in Russland hart bestraft. Nachdenkliche Topografie einer abstrakt gewordenen Stadt. Zu Gast: Ekaterina Selenkina
Answering the Sun | Deutsche Premiere Rainer Kohlberger AT 2022 | 60 min | ohne Dialoge Verführung, Überreizung und Täuschung der Sinne. Monochrom pumpende Farbflächen. Drone-Klänge: Inszeniert wird hier nichts weniger als die Sonne selbst. Der abstrakte Langfilm bringt uns in einem psychedelischen Leinwand-Trip zu maximalen Seh-, Hör- und letztendlich auch Körpererfahrungen. Zu Gast: Rainer Kohlberger
A Night of Knowing Nothing Bester Dokumentarfilm, Cannes Payal Kapadia FR/IN 2021 | 96 min | Hindi, bengal. OmeU Auf dem Campus des Film and Television Institute of India wird eine Box mit Liebebriefen gefunden. Sie bezeugen den Einbruch der hindu-nationalistischen BJP unter dem seit Mai 2014 amtierenden Premierminister Narendra Modi in das linksliberale Umfeld der Filmschule. Traumartige 16mm-Bilder, die einem fiktiven Archiv entstammen, zeigen eine wehmütig gewordenen Gesellschaft, die sich keine Sentimentalitäten mehr erlauben kann.
Il Buco Michelangelo Frammartino IT/FR/DE 2021 | 93 min | ital. OmeU Dokumentarisches und äußerst präzises Reenactment der Expedition in eine der tiefsten Höhlen der Welt, die 1961 im süditalienischen Pollino entdeckt wurde. Tief hinab geht es in den „buco“ , den Schlund der Erde.
Harald Vogl Die „New York Trilogie“, Part II & III
OK Today Tomorrow USA 1983 | 90 Min | engl. OF | digital von Super-8 Eine Serie von Begegnungen unter vier mondänen New Yorkern inszeniert spannungsgeladene Momente jugendhafter Angst.
Measure Taken USA 1984 | 81 min | engl., chin. OF (engl. UT) | digital von Super-8 Anti-Kriegs-Proteste, Gewerkschaftsparaden, Marschkapellen, Street Dance und Bewohner von Chinatown in Manhattan kaleidoskopieren sich zu einer poetisch-politischen Studie von Körpern, Gewalt und der Sehnsucht nach Utopie. Zu Gast: Harald Vogl
Camuflaje (Camouflage) Jonathan Perel AR 2022 | 93 min | span. OmeU Topographie des Schreckens der argentinischen Militärdiktatur. Auf dem dem Armeegelände Campos de Mayo befand sich früher mal ein Konzentrationslager, hier sind die Eltern des Autors Félix Bruzzone „verschwunden“. Joggend vermisst er die ehemals verbotene Zone wie ein die Geschichte durchlaufender und ihr davonrennender Tarkowski’scher Stalker.
21:30 werkstattkino
Artist in Focus
Harald Vogl Candide in the Americas USA 1986 | 60 min | engl. OF Candids Abenteuer in Amerika, als Happening und Period Picture, Ballonfahrt inklusive. Auf dem Dampfer geht’s zurück nach Europa. Frei nach Voltaire. Güle Güle AT 1985 | 20 min | engl., dt. OF Die Skizze zu „Candide“ im Stil des Cinéma vérité. Zu Gast: Harald Vogl
Berlin JWD | Deutsche Premiere Bernhard Sallmann DE 2022 | 74 min | dt. OmeU „Janz weit draußen“, vor Berlin: Da gibt es die Spree-Teltow Pyramide, die Arkenberge, die Dichtervillen. Alles ist gleichermaßen spektakulär wie banal. Ein wahrer Eye Opener. Zu Gast: Bernhard Sallmann
Aftersun| Deutsche Premiere Lluís Galter ES 2022 | 70 min | katal., dt. OmeU Sommer am Meer. Drei Teenager spionieren einem als Bär verkleideten Saisonarbeiter hinterher, eine Entführungsgeschichte heizt ihrer Fantasie kräftig ein. Amalgam aus dokumentarischer Erkundung, Detektivgeschichte und Märchen.
First Time Nicolaas Schmidt DE 2021 | 50 min | ohne Dialoge A Common Sensations Music Movie. Unterwegs, Musik hören. Die Welt verändert sich. Zwei Jungen begegnen sich.
Die geheimnisvollen Inseln Marian Freistühler DE 2021 | 23 min | ohne Dialoge Kreuzfahrtschiffe liegen im Hamburger Hafen vor Anker. Ein junger Mann, gestrandet am Elbufer, beobachtet Paare im Sonnenuntergang. Er kauft sich ein paar Snacks und stellt sich das Leben auf der anderen Seite des Flusses vor.
Ununterbrochen reden Frédéric Jaeger DE 2021 | 13 min | dt. OmeU Martin und seine kleine Tochter sollen jetzt eigentlich die Mutter treffen, die aber vergnügt sich lieber mit Freunden am Steg, als gäbe es kein Morgen.
Zu Gast: Marian Freistühler, Frédéric Jaeger, Nicolaas Schmidt
21:30 werkstattkino
Labor of Love
Filmschule Friedl Kubelka „Wo das Können dem Wollen folgt.“ Dantes berühmtes Bonmot ist Motto der Wiener Schule für unabhängigen Film, die die Leidenschaft für ein Thema und seine Umsetzung auf analogem Filmmaterial ins Zentrum setzt. Eine Werkschau zu den Möglichkeiten des Analogen. Zu Gast: Gudrun Fürlinger (Alumna), Philipp Fleischmann (Leiter der Schule)
Coma Bertrand Bonello FR 2022 | 80 min | franz. OmeU Mit Julia Faure, Gaspard Ulliel, Vincent Lacoste, Louis Garrel Lockdown wegen zu großer Hitze: Was Bonello als Phantasma der Corona-Erfahrung weiterspinnt, kam diesen Sommer der Realität gefährlich nahe. Hypnotisierende Mischung aus Essay, Tagebuch und Horrorvision über eine junge Frau, die auf die perfekten Netz-Auftritte der Influencerin Patricia Coma trifft.
Rampart Marko Grba Singh RS 2021 | 61 min | serb. OmeU Eine verlassene Wohnung in Belgrad. Dunkle Ecken, Winkel und Umrisse von schon lange weggeräumtem Mobiliar erwachen zu Erinnerungen an die Kindheit des Filmemachers. Alte Videoaufnahmen seines Großvaters sind das Vehikel für eine Zeitreise: Zurück in die Kindheit im Jugoslawien der späten Neunzigerjahre. Mit Familie, Gartenhäuschen, Hamster und Hund – und Artillerie am Horizont.
21:00 werkstattkino
Long Night Short
UNDERDOX Kurzfilmrolle Eintritt: 10€ inkl. Getränk | ca. 120 min Die ultimative Kurzfilmnacht zeigt sich experimentierfreudig, überraschend unterhaltsam und auf jeden Fall formvollendet. Ausgewählte „dox & exp“ von Karin Fisslthaler, Siegfried A. Fruhauf, Michaela Grill, Henry Hill, Anssi Kastonni, Rainer Knepperges, Lukas Marxt, Sasha Pirker, Jovana Reisinger, Jakub Vrba und vielen anderen. Mit Gästen
mittwoch 12 okt
17:00 werkstattkino
Munich Vibrations 02
Uraufführungen
Height Limit Aiki Shin Maudit & Marcel Ralle DE/JP 2022 | 40 min | o. Dialoge Hypnotischer Mobilitäts-Trip durch Japan.
A Palace Built from Dirt and Crystals Luzi Huber DE 2022 | 30 min | dt. OF Autoreferentielle Reise ins Innere gefühlter Räume und konstruierter Identitäten. Zu Gast: Luzi Huber, Aiki Shin Maudit & Marcel Ralle
El Gran Movimiento Kiro Russo BO/QA/FR/CH 2021 | 85 min | span. OmeU Der Bergmann Elder reist todkrank nach La Paz in Bolivien, um gegen den Verlust seiner Arbeit zu demonstrieren. Die Stadt pfeift wie er aus dem letzten Loch. Ein Schamane und ein Wahrsager werden zu Hilfe gerufen. Eine fast fantastische Erzählung, die direkt aus den dokumentarischen Abgründen einer mystisch gefassten Welt stammt.
Magdala | Deutsche Premiere Damien Manivel FR 2022 | 78 min | ohne Dialog Mit Elsa Wolliaston Kino der Körperlichkeit und Meisterstück sinnlicher Mystik. Die Tänzerin Elsa Wolliaston („Isadoras Kinder“) hievt ihren mächtigen Körper durch einen europäischen Urwald. Mittlerweile beschwerlich gealtert, verkörpert sie die hochbetagte Maria Magdalena, eine sich in der Liebe verlierenden Gestalt der Kunstgeschichte, hier in beeindruckender physischer Präsenz noch einmal reanimiert.
Way Out Ahead of Us Rob Rice USA 2022 | 87 min | engl. OF Im 200-Seelen-Ort Daggett inmitten der kalifornischen Wüste hält ein Mann seine unheilbare Krankheit vor seiner Tochter geheim, die nach Los Angeles ziehen will. Ein sozialdramatischer Wurf mit dokumentarischer Grundierung, der mitten ins Herz des amerikanischen Traumes zielt.
„Documentary is a tool that is able to change people’s perception of reality.“ (Babylon’13)
„You have to understand: this is not just about conveying information, it’s about survival. To survive a situation, to overcome it, you need to be able to grasp it intellectually. We want to show not just what is happening, but what it means. During the Maidan, there was a huge leap in consciousness in Ukraine. Now there is a similar leap, and we want to be a part of that consciousness-shifting process.“ (Volodymyr Tykhyy, Gründungsmitglied von Babylon’13)
Solidarisches Filmscreening: BABYLON’13 freitag 7 okt 19.30 werkstattkino | eintritt: 10 Euro zu gast: Mila Zhluktenko (HFF München / Babylon’13)
Babylon’13 – Cinema of Civil Society. Seit der „Revolution of Dignity“ auf dem Maidan-Platz erstellt das ukrainische Dokumentarfilmkollektiv aktivistische und essayistische Filme für den zivilen Kampf für Demokratie.
Filmsplitter. Kurze Momentaufnahmen und News auf Instagram, längere Videos auf dem Youtube-Kanal zeigen dokumentarischen Splitter der Bewegung des zivilen Widerstands. Neben aktivistischen und Agit-Prop-Videos erstellt das mulitperspektivisch arbeitende Filmkollektiv Babylon’13 auch reflektierte Essays. Ein Langfilm ist in Vorbereitung.
Mosaik. Porträts von Zugführern oder Künstlern, Gespräche mit Roma-Flüchtlingen oder den Mitarbeitern des Kiewer Zoos, die bleiben, um sich um die Tiere zu kümmern. Berichte von Freiwilligen, die Städte auf Bombenangriffe oder Invasionen vorbereiten, und Dokumentationen der Zerstörung in Orten wie Borodyanka, Bucha und Irpin. Das für UNDERDOX zusammengestellte Kurzfilmprogramm legt als Mosaik aus „Filmsplittern“ multiperspektivisch Zeugenschaft von einer zerbrochenen Welt ab.
Solidarität. Die aus der Ukraine stammende Dokumentarfilmerin Mila Zhluktenko (HFF München) hat seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges am 24.02.2022 in einem beispiellosen Fundraising Mittel für Filmequipment für die aktivistischen Filmemacher*innen in der Ukraine gesammelt und das Kurzfilmprogramm für UNDERDOX kuratiert. Die Einnahmen werden an Babylon’13 gespendet.
Statement von Mila Zhluktenko, Kuratorin und Filmeditorin von Babylon’13.
„‚Die ukrainische Kultur muss sichtbar sein, die ukrainische Stimme muss jetzt erklingen. Denn wenn wir keine Kultur haben, wissen wir nicht wofür wir kämpfen.‘ Dies hat vor weniger Zeit der ukrainische Poet Serhiy Zhadan bei einem Konzert in München gesagt. Lange haben die anderen Länder an uns, den Ukrainer:innen, vorbeigeschaut. Jetzt ist die Zeit, laut zu sein. Und genau jetzt ist die Zeit, die ukrainische Kultur zu unterstützen und zu fördern. Als Filmemacherin bewundere ich den demokratischen Ansatz von Babylon’13, ihre Filme für alle zur Verfügung zu stellen. Die getroffene Auswahl ist auch nur ein Splitter des ganzen Filmreichtums von Babylon’13. Mit der Kuration möchte ich einen möglichst breiten Einblick in das Werk des Kollektivs während des Krieges ermöglichen, um mit dem Publikum darüber in Austausch zu kommen.“ – Mila Zhluktenko
Filmsplitter (Gesamtlänge ca. 75 min)
Manifesto (1 min) 2014, ein filmisches Manifest auf dem Maidan
This is our monuments (3:45 min) 2022, In Kyiv decken die Stadtbewohner die Denkmäler ab, um sie vor Zerstörung zu schützen
Kyiv. The day of railway station (3 min)
Shporik (8 min) Ukrainische Künstler leisten ihren Beitrag zum Krieg und stellen kleine, portable Öfen her.
Drohobych volunteers (11 min) – How many people volunteer in Drohobych?
– Everyone.
Wir begleiten den Bürgermeister von Drohobych, als er die unzähligen Volontärsprojekte der Stadt besucht.
Фортеця Маріуполь. Останній день на Азовсталі (4:40 min) Der letzte Tag des Azov Bataillons im Stahlwerk Azovstal
Ірпінь, 05.03.2022. Евакуація мирних жителів (2:45 min) Irpin. Evakuierung der zivilen Bevölkerung.
Who is Putin? A train from Sloviansk to Uzhhorod (22:15 min) Eine ganze Evakuierungsbahnfahrt von Ost nach West durch die ganze Ukraine.
„We’ve stolen the tank; we will steal Putin as well!“ (10 min) Die ukrainischen Roma erzählen von ihren Erfahrungen im Krieg.
Foreigners flee Ukraine (5 min) Wir hören die Eindrücke von Ausländern, die am Anfang des Krieges ausreisen.
Freedom is in our hands. Peaceful Ukrainians resist Russian occupants (3 min)
Der 1953 in Wien geborene Harald Vogl wurde unter dem Namen Harald V Uccello als bildender Künstler bekannt, u.a. für seine gezeichneten „Katzen der Atalante“, eine Hommage an Jean Vigo, auf die Leinwand gebracht in Karl Heils gleichnamigem Film. Vogl kam in den Siebzigerjahren an die Münchner Akademie der Künste, wo er bei Günter Fruhtrunk Malerei studierte. Am Ende seines Studiums zeigte er weiße Leinwände, „leere Bilder“, Scharnierwerke zu seinem bereits angebrochenen intensiven Filmschaffen, das bis 1988 anhielt. „Die weißen Bilder waren für mich der Versuch, den Nullpunkt an Originalität zu malen. Das einzige, was mich noch störte, war, dass das Ergebnis dauernd sichtbar an der Wand hing. Der Film kam mir da entgegen. Die einzelnen Bilder waren nur mehr für so und so viele Augenblicke sichtbar; keiner konnte sie für sich haben, sie gehörten allen.“ (Aus einem Interview mit Tom Wimmer in der Zeitschrift „24“, Nr. 1, Herbst 1991) Zwischen 1975 und 1987 erstellte er mehr als 20 Film-Unikate als derart gefasste immaterielle Malerei, meist in Super-8. „Diese Filme waren No-Budget-Filme. Eine S-8-Kamera war leicht zu haben, das Filmmaterial war billig, die Freunde waren Feuer und Flamme. Du konntest loslegen, ohne Erklärungen abzuliefern. Du konntest einen fertigen Spielfilm machen und im Kino vorführen. So wie du eine Reihe von Bildern malst und sie ausstellst. Es gab keine Drehbücher und lange Reden. Es war Modellbau von Freiheit.“
Vogl / Uccello ging bald nach New York. Dort kam er in Kontakt mit der „No Wave“-Szene im Umfeld des legendären Club 57 in East Village und wurde Teil der Post-Punk-Periode und des „Cinema of Transgression“. 1975 zeigte er seine Filme erstmals in Jonas Mekas’ „Anthology Film Archives“, noch bevor er mit „Only You“ (1981), „OK Today Tomorrow“ (1983) und „Measure Taken“ (1984) eine New-York-Trilogie schuf, der „Dear Jimmy“ (1978) vorangegangen war, ein Klassiker des No Wave. Seine Freunde wirkten als Darsteller mit, darunter die Underground-Ikone Patti Astor, Jim Jarmusch, selber Jahrgang wie Vogl, der gerade mit dem Filmemachen begann, der Filmemacher und No-Wave-Akteur Diego Cortez, der Schauspieler Gary Indiana (der später mit Christoph Schlingensief und Udo Kier zusammenarbeitete) und die Künstlerin Bibiena Houwer, die später mit Werner Schroeter arbeitete. Sie alle spielten die fiktiven Filmfiguren, gleichzeitig auch sich selbst und gelangten so zu einer „eigenartigen Präsenz“, die wörtlich zu nehmen ist: „Sie sind wirklich da in ihrer Art, der Eigenart ihrer Person. Das Fiktive geht völlig im Dokumentarischen auf – oder eher: eins ist ganz im andern aufgehoben.“ (Johannes Beringer, „New Filmkritik“)
Underdox zeigt die „New York Trilogie“ in den vom Museum of Modern Art restaurierten Kopien als deutsche Erstaufführung.
Samstag, 8. Oktober 2022, 18.00 Uhr | Zu Gast: Harald Vogl
Dear Jimmy, Courtesy The Museum of Modern Art, New York
Dear Jimmy | USA 1978 | R: Harald Vogl | B: Harald Vogl | K: Harald Vogl, Seth Tillett | T: John Lurie | D: Anya Phillips, Peter Wiese, James Chance, David McDermott, Becky Johnston, Eric Mitchell, Patti Astor, Pat Place, Laura Kennedy, Kathy Acker, Duncan Smith, Trixie Salke, James Nares | 63 Min | engl. OF | digital von Super-8 Ein Filmemacher aus Europa entwickelt in der New Yorker Post-Punk-Szene ein Filmprojekt, in dem sich die Mudd-Club-Begründerin Anya Phillips weigert, als Anna Karina in einem weiteren Godard-Remake aufzutreten. Schauspieler Eric Mitchell spricht ein Manifest für No-Budget-Filme, und in Interviews für den Film im Film kommt die geballte Szene der No-Wave-Ära zu Wort.
Only You | USA 1981 | R: Harald Vogl | B: Harald Vogl, Bibiena Houwer | K: Harald Vogl | T: Bibiena Houwer | D: Patti Astor, Eric Mitchell, Diego Cortez, Jim Jarmusch, Gary Indiana, Earl Garett Jr., Raoul Mignuchi, Massimo Audiello, Susan Enslin, Diego Cortez, Chris Parker, Jim Jarmusch | 69 Min | engl. OF | digital von Super-8 In diesem Murder Mystery sind die Genreelemente nur Vorwand für eine Reihe eindringlicher, latent homo-erotischer Begegnungen. Der Film noir verkehrt sich hier ins Gegenteil: Statt Schattenwürfe in nächtlichen Gassen zeigt Vogl im Dokumentarstil die unbeschriebenen sonnigen Straßen von Brooklyn, Manhattan und City Island. Mit Jim Jarmusch und Diego Cortez als leidenschaftslose Polizeidetektive.
Sonntag, 9. Oktober 2022, 17.00 Uhr | Zu Gast: Harald Vogl
OK Today Tomorrow, Courtesy The Museum of Modern Art, New York
OK Today Tomorrow | USA 1983 | R: Harald Vogl | B: Harald Vogl, Seth Tillett, Bibiena Houwer | K: Seth Tillett | D: Joan Waltemath, Terence Sellers, Arto Lindsay, Jef Bretschneider, Tom Wright | 90 Min | engl. OF | digital von Super-8 Eine Serie von Begegnungen unter vier mondänen New Yorkern inszeniert spannungsgeladene Momente jugendhafter Angst. Die lose gesponnene Erzählung weicht schließlich der Inszenierung der urbanen Landschaft, die Darstellerin in eigener Sache wird.
Measure Taken | USA 1984 | R: Harald Vogl | B+K: Harald Vogl, Andrew Bergen, Joan Waltemath, Seth Tillett | D: Jessica Nares, Earl Garett Jr., Tom Wright, Jan Reds, die Einwohner von Mukden (Shenyang/ New Prosperity) | 81 Min | engl., chin. OF (engl. UT) | digital von Super-8 Vogls letzter Spielfilm vollzieht die Hinwendung zum Essayfilm im Stil des Cinéma Vérité. Anti-Kriegs-Proteste, Besucher des Vietnam-Memorials in Washington DC, Gewerkschaftsparaden, Marschkapellen, Street Dance und Bewohner von Chinatown in Manhattan kaleidoskopieren sich zu einer poetisch-politischen Studie von Körpern, Gewalt und der Sehnsucht nach Utopie.
Dore O., geboren 1946 in Mülheim an der Ruhr, ist eine eminente Vertreterin des westdeutschen Avantgardefilms, deren Werk im Rang der amerikanischen Avantgardistin Maya Deren heute den Status eines Klassikers hat. Lange war Dore O. vor allem an der Seite ihres Mannes Werner Nekes künstlerisch bekannt, mit dem sie das Filmband in Silber erhielt. Ihre hybriden, sich in der Montage zwischen rätselhafter Innerlichkeit und dokumentarischer Außenwelt auflösenden Filmwelten brachten ihr jedoch bald große internationale Aufmerksamkeit, u.a. auf der „documenta“. Die Restauratorin Maria Matzke beschreibt ihre Filme als einen „Zustand des Dazwischen, ein Vorzimmer der Sprache, ja sogar des Bewusstseins. In einer traumähnlichen Dichte und einer seltsamen Aufhebung der Zeit erzeugen O.s Filme eine gesteigerte Wahrnehmung zwischen Hypnose und Klarheit.“ Im Februar 2022 wurde Dore O. mit dem Ehrenpreis der Deutschen Filmkritik ausgezeichnet. Nur einen Monat später verstarb sie unerwartet in ihrem Heimatort.
Die Filmrestauratorin Maria Matzke (Deutsche Kinemathek) und der Filmkritiker Peter Kremski führen durch das Programm.
Zu Gast: Maria Matzke (Deutsche Kinemathek), Peter Kremski (Filmkritker, VDFK)
Mögliche Schnittfolgen und das Bild im Bild; alles in allem bemalter Körper und freedom.
„Zuerst war Dore O. da. Sie brachte in den Film etwas Persönliches, ein Teil ihres Selbst ein: Ein Bild, das sie sich gemacht hatte. Ein Mädchen auf der Schaukel, auf einer Wiese, vor dem Hintergrund einer großen bemalten Fläche, auf der ein abstrahierter Phallus zu erkennen ist – ein Popanz, vor dem das Mädchen rhythmisch hin- und hergleitet. Differenzierte Gefühle treten auf: Sie ergeben sich aus dem Jungmädchenhaften einer Schaukel und dem Bombastisch-Kultischen eines übergroßen plakatmäßig gemalten Sexualsymbols.“ — Dietrich Kuhlbrodt, 1969
Alaska | BRD 1968 | 18 min
Ein Emigrationsfilm: Traum meiner selbst, Konsequenz aus dem Akt mit der Gesellschaft.
„Ein schöner Film, dies macht ihn uns verdächtig. Doch die Schönheit hat einen Haken. Sie ist nur Oberfläche; dahinter verbergen sich Grauen und Angst. Für Dore O. ist Schönheit ein Teil der Realität. Es gibt für sie eine Schönheit der Angst, wie es für Genet eine Schönheit des Mordes gibt.“ — Klaus Bädekerl, 1969
Lawale | BRD 1969 | 29 min
Die Erinnerung ist eine grausame Hoffnung ohne Erwachen.
„Die strengen Bilder sagen mehr über den ganz individuellen Emanzipationsprozess einer jungen Frau als viele dickleibige Romane. Und dass eine Frau diesen Prozess so formsicher zu filmen weiß, zeugt bereits von einer Emanzipation, die für unsere Gesellschaft nicht weniger relevant ist als allgemein gesellschaftskritische Agitation.“ — Peter Steinhart, 1969
Kaskara | Grand Prix „Exprmntl“, Knokke 1974 BRD 1974 | 21 min M: Anthony Moore | Mit Werner Nekes
Balance des Eingeschlossenseins im zerbrochenem Raum.
„KASKARA ist ein Pendelfilm. Fenster und Türen öffnen sich in der Mitte des Bildes auf eine Landschaft. Das Zentrum, die Achse, ist ein Bruch, sich Auflösendes, Heterogenes. Ein permanentes Ungleichgewicht, ein Schub Yin, ein Schub Yang, ein Gleichgewicht oder auch eine Harmonie, deren Voraussetzung Unstabilität, Bewegung ist. In den Kritiken von Männern steht immer, Dore O.s Filme seien schön.“ — Frieda Grafe, 1974
DE 2020
29 min | HD | Deutsch
K+T: Johannes Klais, Hannes Lang | S: Mareike Wegener | P+V: PETROLIO | Mit Dieter Becker, Eckhard Wegener
freitag 8 okt 17.00 werkstattkino | long shorts 1: mavericks | zu gast: Mareike Wegener
X ist ein filmisches Ahnenritual zu Ehren der Geister des Ruhrgebiets. Der Kurzfilm basiert auf Motiven des Crossroads-Mythos und ist inspiriert durch Leben und Arbeit von Vater und Großvater der Filmemacherin, die auch die Hauptrollen spielen.
Mareike Wegener geb. 1983 in Borken, Nordrhein-Westfalen. Die Autorin, Regisseurin und Produzentin macht seit 2005 Filme; 2012 gründete sie gemeinsam mit Hannes Lang und Carmen Losmann die Kölner Produktionskooperative PETROLIO. Sie ist Co-Autorin aller Filme von Hannes Lang und Produzentin von OECONOMIA.
petroliofilm.de
AT 2021
20 min | 35mm | ohne Dialoge
M: Dirk Schaefer | V: Sixpackfilm
montag 11 okt 18.00 theatiner filmkunst
Phantomritt durch den Maschinenraum der siebenten Kunst, eine Zeremonie der (Vernichtungs-)Mechanik von Gleisfahrzeugen und Bildtransportern. (Stefan Grissemann)
Peter Tscherkassky geb. 1958 in Wien. Philosophiestudium in Wien und Berlin. 2020 war er UNDERDOX Artist in Focus. tscherkassky.at
Filme (Auswahl) L’Arrrivée 1998 | Dream Work 2001 | Instructions for a Light and Sound System 2005 | Coming Attractions 2010 | The Exquisite Corpus 2015 (alle 15. UX)