Was ist, wenn ein Krieg chronisch und unsichtbar wird? Wenn er sich in die Erde und die epische Landschaft zurückzieht? Der Film ist eine Spurensuche der geopolitischen Verwerfungen in der Region von Bergkarabach, vom Sewansee bis zur Goldmine von Sotk, die seit dem Blitzkrieg 2020 von Aserbaidschan besetzt ist. Entlang der seither entstandenen Trennlinie zwischen Aserbaidschan und Armenien taucht Kötter in die weite, undefinierte, grün-gräuliche Landschaft ein. Zwischen den Hügeln wenige Häuser, während er dem Weg einer Schafsherde folgt. Tiere kennen keine Grenze, sagt einmal der Schäfer, seine Herde würde ständig die grüne Grenze übertreten. Auf einem Hügel geparkt: Schweres Panzergerät des Krieges, auf Armenien gerichtet. Überall geht das karge Leben weiter. Lämmer werden älter, saugen trotzdem noch an der Mutter. Kartoffeln werden geerntet, die Knollen fallen vom Kettenfuhrwerk, die Frauen gehen Schritt für Schritt in gebückter Haltung hinterher, mit ihren Eimern. Irgendwann stehen überall in der Landschaft weiße, prall gefüllte Kartoffelsäcke. – Dunja Bialas
Daniel Kötter
DE/AM 2023 | Deutsche Premiere
96 min | Armenisch
Daniel Kötter
Geb. 1975 in Bergisch Gladbach, arbeitet seit 20 Jahren als Theater- und Dokumentar-Filmregisseur, häufig auch in performativer und installativer Kooperation mit anderen Künstler*innen und in internationalen und interdisziplinären Konstellationen, die ihn nach Afrika, in den Mittleren Osten, nach Südostasien und nach Nordamerika führen.
Filme
Hashti Tehran 2017 | Stadt Land Fluss (mit Hannes Seidl) 2017 – 2019 | Desert View (mit Constanze Fischbeck) 2018 | Yu Gong 2019 | Rift Finfinnee 2020 | Water & Coltan 2021 (18. UX)
Credits
B+K+S: Daniel Kötter | T: Armen Papyan, Hayk Galstyan, Luka Barajevic | P: Daniel Kötter, Nune Hovhannisyan, Jana Cisar | V: Aleksandar Govedarica (Syndicado) | Kopie: Arsenal Institut