FREITAG 8 OKT | 19:00 | FILMMUSEUM MÜNCHEN
„Die Körper der Betrachter sind im Kino die einzigen realen Organismen. Sie werden für mich als Filmemacher zum Gegenstand der Beeinflussung durch intensive visuelle Reizüberflutung. Das Publikum fügt sich mit seiner Wahrnehmungsfähigkeit in die Gesamtheit des filmischen Corpus ein. Es gilt, im Sog der Bilder einen rauschhaften Zustand hervorzurufen. Ich vergleiche mein Tun auch gerne mit dem Schnapsbrennen, indem ich filmische Essenzen destilliere. ̋ (Siegfried A. Fruhauf)
Zu Gast: Siegfried A. Fruhauf
Das Programm der Lecture:
Wk=mMv2/2 (1997 – 2006) 4 min
Wk=mMv2/2 ist die physikalische Formel für die kinetische Energie eines Moleküls. Zufällig fotografierte Personen auf Ansichtskarten werden durch die extreme Vergrößerung stark abstrahiert, dabei wird das Raster des Kartendrucks deutlich sichtbar.
Blow-up (2000) 2 min | 35mm
Im Blow-up wird ein Schmalfilmstreifen über eine Optik auf einen 35mm-Filmstreifen „aufgeblasen“. Ein Mann demonstriert an einer weiblichen Puppe Mund-zu-Mund-Beatmung. Der filmische Körper, also das Filmmaterial als Körper-an-sich, wird mit dem abgebildeten menschlichen Körper eins.
Exposed (2001) 9 min | 16mm
Ein Mann beobachtet eine tanzende Frau durchs Schlüsselloch – dies ist das Ausgangsmaterial, das dem Blick des Zuschauers nur fragmentarisch preisgegeben wird. Während die Perforation eines Filmstreifens vor dem Projektor wandert, wird die Szene neu belichtet, exposed.
Structural Filmwaste. Dissolution 1 (2003) 4 min
Abfälle aus der Dunkelkammer werden so übereinandergelegt und neu belichtet, dass die Ränder des Kaders sichtbar werden, die Klebestellen, Kratzer, Bildstriche, Perforationslöcher. Hommage an die Avantgardefilmkunst von Kurt Kren und Peter Tscherkassky.
Mirror Mechanics (2005) 5 min | 35mm
Der Film als Spiegel und in weiterer Folge das Phänomen der Identifizierung, das vor allem dem Spielfilm inhärent ist. Die Essenz, was ein Film sein kann.
bled (2007) 3 min
Ein Mantra von Attwengers „BLED“ bildet das Textgerüst für das begehrliche Blicke-Dreieck von Kamera, Zuschauer und der aufgenommenen Figur.
Palmes d’Or (2009) 6 min | 35mm
Cannes. Ein Konzentrat aus über 800 Fotografien, bis nur noch Schemata übrig bleiben, die blitzschnell auftauchen und sich ebenso abrupt dem Auge wieder entziehen.
Tranquility (2010) 7 min | 35mm
Urlaubstagtraum, der sich im Zustand vollkommener Entspanntheit einstellt, als läge man selbst am Strand.
HEAVY EYES (Schwere Augen) (2011) 10 min | 35mm
Das Material zu HEAVY EYES (Schwere Augen) hat viele Umkopierungen und unterschiedliche Bewegtbildformate durchlaufen. Von 16mm-Found-Footage über DV-Cam zu VHS, von VHS zu Files unterschiedlichster Codecs, bis hin zu einer Ausbelichtung auf 35mm-Film als Endformat.
Etüde (2011) 2 min
Die Utopie vom absoluten Film: Bilder hören, Musik sehen.
FUDDY DUDDY (2016) 6 min
Die Suche nach Strukturen in einer chaotisch anmutenden Welt. Das Kino fördert darin seinen spezifischen Illusionsraum zu Tage. Vom Gittergewitter auf der Leinwand wird man in eine Art Käfig gelockt. Die Dynamik steigert sich. Je mehr man versucht, sich daraus zu befreien, desto mehr verstrickt man sich darin. (Siegfried A. Fruhauf)
THORAX (2019) 8 min
Tief im Inneren eines immateriellen Torsos schlägt das Herz einer Kinomaschine, die an das Cern´sche Tunnelgewölbe erinnert. Beschleunigte Lichtteilchen treffen aufeinander, um die Strukturen von Raum und Zeit zu ergründen.
Dissolution Prologue (Extended Version) (2020) 6 min
Ein absoluter Film, fast „Film without Film“ der nur mit den puren Mitteln des Kinos arbeitet, eine filmische Einlassung über Be- und Entgrenzungen, die das Öffnen und Schließen – zwei wesentliche Merkmale der analogen Filmbelichtung – inszeniert.
Attwenger – REAL (2021) 3 min
Zum treibenden Attwenger-Beat pulsieren die Lichtspuren aus ARBEITER VERLASSEN DIE FABRIK, diese Überbleibsel von digitalisiertem explodierendem Silberkorn.
Distance Film (2020) 18 sec
100 analoge 35mm-Einzelbildern eines transparenten, die Kader vertikal vermessenden Lineals. Als Filmstreifen wären diese 100 Bilder genau 191 Zentimeter lang – der Abstand, der zu Corona-Zeiten einzuhalten wäre. | Der UNDERDOX Trailer 2020 & 2021!