In unserer 11. Ausgabe widmen wir uns den verborgenen Kinematographien Nordamerikas. Fernab der gängigen Polarität von independent und mainstream blicken wir auf das experimentelle und künstlerische Filmschaffen jenseits des Atlantiks. Québec und Toronto sind die experimentierenden Epizentren der agilen Avantgarde-Szene des französisch- und englischsprachigen Kanada. »Die Experimentalfilmer in Québec-Kanada sind um die 30 Jahre alt«, schreibt uns der kanadische Filmemacher Sylvain l’Espérance, »niemals war die Szene, die sich erst ab den 80er Jahren formierte, so dynamisch wie heute.«
Rund um das in Montréal beheimatete Double Negative Collective versammeln sich international bekannte Größen wie Daïchi Saïto, Karl Lemieux, Malena Szlam und der mit der internationalen Musikszene vernetzte Charles-André Coderre. Félix Dufour-Laperrière, dessen Werk im Kontext von Galerien und Museen angesiedelt ist, gab mit seinem experimentellen Langfilmdebüt TRANSATLANTIQUE (2014) die Inspiration für den Titel des diesjährigen Länderschwerpunkts.
Das englischsprachige Kanada blickt auf eine lange Experimentalfilmtradition bis in die 1940er Jahre zurück. Sie vereint die legendären Namen Michael Snow (UNDERDOX halbzeit 2013), Arthur Lipsett, Norman McLaren, David Rimmer, Bruce Elder, und die jüngeren Mike Hoolboom, Philip Hoffman, Steve Sanguedolce. In zwei Programmen zeigt UNDERDOX eine Auswahl aktueller und historischer Positionen des kanadischen Experimentalfilmschaffens.
UNDERDOX ist das Festival für filmische Werke im Zwischenbereich des Experimentellen und Dokumentarischen, Fiktionalen und Künstlerischen. In einer Zeit, in der das bewegte Bild Leitkultur geworden ist, befindet sich der geschützte Kino-Projektionsraum mehr und mehr in Konkurrenz mit alternativen Ausstellungsdispositiven. Filmemacher übersiedeln in den Ausstellungsraum von Museen und Galerien und treffen dort auf ein neues, künstlerisch gebildetes und am allgegenwärtigen bewegten Bild geschultes Publikum.
»Ausstellen« ist eine zentrale kinematographische Geste im Werk des 1956 geborenen US-amerikanischen Künstlers und Filmemachers Lewis Klahr. UNDERDOX eröffnet die diesjährige Ausgabe mit seinem gefeierten und im New Yorker Museum of Modern Art uraufgeführten Kompilationswerk SIXTY SIX (2002–2015).
Sein hypnotischer »dreamscape« der Popgeschichte der 1960er und 1970er Jahre legt in Collagen- und Cut-up-Technik archäologische Schichten des amerikanischen Unterbewussten frei. In zwölf Kapiteln entfaltet sich ein visueller und musikalischer Trip durch eine legendäre Ära und entlang der berühmten den nordamerikanischen Kontinent durchquerenden Route 66.
eröffnung am 6.10., 19 uhr filmmuseum münchen
LEWIS KLAHR ist zu gast!