Es ist 1917, die letzte Phase der britischen Kolonien kündigt sich an. Molly (eine Wiedergängerin aus James Joyce’ „Ullysses”? ) reist mit dem Schiff aus London an, will ihren Verlobten Edward treffen, einen Funktionär des Kolonialreichs, um ihn zu heiraten. Der jedoch will sie nicht mehr, flüchtet vor ihr und der Ehe, quer über den Kontinent.
Die Erzählung selbst wird zur großen Reise durch die Zeit, die noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts zum Repertoire der Bildungsbürger gehörte. Gefilmt wird quer durch den asiatischen Raum, mit dem
groben Korn einer 16mm-Kamera, in Myanmar, Vietnam, Singapur, China, Thailand. Das Erzählen inszeniert sich als nie ankommende Sehnsucht und Melancholie, als Werden und Verblassen des Vergangenen. Das Erzählen zeigt sich aber auch als Konstante des Menschlichen, existiert in den Legenden und den Volkserzählungen, hat seinen Ort in den Straßentheatern, den Marionetten-Darbietungen, den Schattentheatern, die „Grand Tour” aufs farbige Filmmaterial der Jetztzeit bannt, und auch der Brauch des Karaoke, das im Alltag Inseln des Imaginären und der großen Gefühle schafft. „Grand Tour” ist zugleich episch und post-narrativ und einfach nur überwältigend. – Dunja Bialas
Miguel Gomes
PT, IT, FR 2024
Beste Regie Cannes
129 min | Portugiesisch, diverse
asiatische Sprachen
Miguel Gomes
Geb. 1972 in Lissabon. Er machte seinen Abschluss an der Film- und Theaterschule in Lissabon und arbeitete als Filmkritiker. Seine somnambulen Filme bewegen sich zwischen Dokumentar- und Spielfilm und feiern mit ihrem experimentellen Ansatz großen Erfolg auf den A-Festivals. Gomes lebt und arbeitet in Lissabon.
Filme
Our Beloved Month of August 2008 | Tabu 2012 | Redemption 2013 | Arabian Nights – Vol. 1–3 2015 | Tsugua Diaries (mit Fazendeiro) 2021 | Grand Tour 2024
Credits
B: Telmo Churro, Miguel Gomes, Maureen Fazendeiro | K: Sayombhu Mukdeeprom, Rui Poças, Gui Liang | S: Telmo Churro, Pedro Filipe Marques | T: Vasco Pimentel, Kelan Li | P: Uma pedra no sapato | V: Mubi | Mit Crista Alfaiate, Gonçalo Waddington, Cláudio da Silva, Lang Khê Tran