Traité de bave et d'éternité

Venom and eternity


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Isidore Isou – Frankreich 1951 – 120 Min.

B: Isidore Isou – K: Nat Saufer – S: Suzanne Cabon – P: Marc-Gilbert Guillaumin – Mit Blaise Cendrars, Jean Cocteau, Danièle Delorme u.a.

35mm – Französisch

 

 

 

Der Film besteht aus teils selbstgedrehten, teils als Foundfootage gefunden Aufnahmen, dessen Material in der zweiten Hälfte des Films mechanisch bearbeitet wurde. Die Tonspur ist von den Bildern autonom. Hier sind viele lettristische Gedichte zu hören und Theorien zum Lettrismus, die in Manifestform vorgetragen werden.

Daniel, Alter ego von Isidore Isou, streift durch die Straßen von Paris, einem Proto-Beatnis gleich. Er streitet für einen Film, der in den Augen wehtun soll. Aber er möchte auch „Blumen pflanzen in den Filmarchiven“. Isou inspirierte mit seinem radikalen Film, der nach den Prinzipien des Lettrismus entstand – die Bildsprache wird in autonome Bestandteile zerlegt – Filmbewegungen wie die amerikanische Avantgarde um Stan Brackhage und die französische Nouvelle Vague.

"Wenn ich während der spektakulären Vorführung von "Traité de bave et d’éternité" irgendetwas empfunden habe, dann dies: Das konsequente Ziel des Lettrismus ist, wenn schon nicht die Rückkehr zu traditionellen Formen, ein völliger Verzicht auf diese antibürgerliche und verneinende Geisteshaltung unserer Literatur der Zwischenkriegszeit von André Breton bis Antonin Artaud und sogar Pierre Drieu la Rochelle oder Henry de Montherlant. Jenseits des provokanten Tons dieses Films spürt man das respektvolle Bemühen, die Dinge so aufzusuchen, wie sie sind." – Éric Rohmer, "Isou oder Die Dinge, so wie sie sind"

"Ich kenne kein anderes Werk des Kinos, das, ohne mit seiner eigenen Ästhetik ins Gehege zu kommen, das menschliche Empfinden so zum Tanzen bringt, und zwar ausschließlich mit den Mitteln des Kinos selbst." – Stan Brakhage in einem Brief an Frédérique Devaux, 1993

 

Isidore Isou, geb. 1925 als Ioan-Isidor Goldstein in Rumänien, gest. 2007 in Paris. 1945 begründete er den Lettrismus. In den 40er und 50er Jahren sorgte er für etliche Skandale, u.a. mit seiner pornographischen Schrift „Isou ou la Mécanique des femmes“ (1949). Isou rief bereits 1948 zum „Aufstand der Jugend“ auf. 1987 nahm Isou an der dOCUMENTA 8 teil. Heute kommt sein einziger Film als wichtiger Meilenstein der Filmgeschichte auf zahlreichen Kunst- und Filmfestivals zur Aufführung.